Dies ist ein Text aus meiner Email-Kolumne #einfachwöchentlich. Da sich aktuell viele Menschen aus vielerlei Gründen verunsichert fühlen, ist dieser Text mein Appell die Zukunft nicht als vorgegeben hinzunehmen sondern selbst aktiv zu gestalten. Jeder für sich im Kleinen und alle zusammen im Großen.

Zukunft.

Jeder hat sie. Jeder möchte sie. Aber keiner kennt sie. Und das ist gut so. 
Es gibt einige Menschen die sich intensiv mit der Zukunft befassen und sie erforschen. Ich gebe zu, ich habe so meine Probleme damit. Für mich bedeutet Forschung etwas, das bereits da ist oder früher war, intellektuell einzuordnen und zu dokumentieren. Wie soll das aber bei Dingen und Entwicklungen möglich sein, die noch nicht passiert sind? 

Der Zukunftsdenker Robert Jungk schrieb 1952: „Das Morgen ist schon im Heute vorhanden, aber es maskiert sich noch als harmlos, es tarnt und entlarvt sich hinter dem Gewohnten. Die Zukunft ist keine sauber von der jeweiligen Gegenwart abgelöste Utopie: die Zukunft hat schon begonnen. Aber noch kann sie, wenn rechtzeitig erkannt, verändert werden.“ 

Kürzlich sah ich ein Vortragsvideo von Lars Thomsen, ein Zukunfts- und Trendforscher, aus dem Jahre 2013 in dem er veranschaulichte, dass Trends (die kann man sehr wohl erforschen) sich heute nicht mehr linear sondern eher exponentiell entwickeln. Er verwendete dazu als Metapher das Popcorn machen. Ein Topf auf einer Herdplatte, der Topfboden mit Öl bedeckt und eine Handvoll Maiskörner im Topf. Die Herdplatte erhitzt sich und bis zu einer Öltemperatur von ca 163 Grad Celsius passiert nichts. Dann hört man das erste pop. Kurz darauf ein weiteres pop. Und dann in immer kürzeren Abständen pop pop pop pop pop bis bei ca 168 Grad alle Maiskörner geplatzt sind und der Topf voll ist. 

Viele Entwicklungen sind bereits im Gange und haben die 163 Grad noch nicht erreicht. Manchen haben die 163 Grad schon erreicht und wieder andere sind kurz davor die 168 Grad zu erreichen. Was aber würde passieren, wenn bei diesen Entwicklungen plötzlich die Energiezufuhr gestoppt wird? 

Tun wir nicht so, als wäre alles bereits vorbestimmt und in Stein gemeisselt. Das ist es nicht. Gar nichts. Manche Entwicklungen werden ihre Zeit brauchen um gestoppt zu werden. Stimmt. Ein Öltanker in voller Fahrt braucht ca 6 Kilometer bis zum Stillstand. Aber ohne dem Willen und einer Aktion für das Bremsmanöver wird keine Veränderung herbeigeführt. 

Gesellschaftliche Veränderungen brauchen normalerweise recht lange. Dennoch schaffen es Rahmenbedingungen diese zu Beschleunigen. Denken wir an das iPhone. Seit erst 10 Jahren am Markt hat es als Vorreiter der Kategorie Smartphone unser aller Kommunikations- und Arbeitsverhalten verändert. Thomsen sagt, dass wir vergangene Zeit viel kürzer wahrnehmen als wir in die Zukunft vorausdenken können. Ich denke mir bei einigen Dingen auch „das war doch erst gestern“ obwohl es schon ein paar Jahre her ist. Zugleich fällt mir die Vorstellung schwerer, was in 5 oder 10 Jahren sein wird. 

Deswegen plädiere ich für ein „mehr jetzt als dann“. Sich mehr jetzt mit neuen Entwicklungen auseinander setzen, in den relevanten Kontext setzen und entscheiden ob man diese Entwicklung aktiv mitgestalten oder lieber unterbinden möchte. Jeder einzelne von uns kann diese Entscheidungen treffen. Und je mehr sie/er diese auch vertritt umso leichter lassen sich andere  überzeugen es ihr/ihm gleich zu tun. 

Wer Zukunft gestaltet, agiert. Wer Zukunft verwaltet, reagiert. 

Denkanstößiges für die bevorstehende Woche

  • Was beobachten Sie mit ungutem oder wohlwollenden Gefühl?
  • Worin investieren Sie noch Energie obwohl sie das Endergebnis nicht (mehr) wollen? 
  • Wovon möchten Sie mehr jetzt als dann? 

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