Unsicherheit ist für viele ein unangenehmes Gefühl. Viele, eher negative, Erfahrungen aus der Vergangenheit spielen dabei eine Rolle. Es begann vielleicht schon in der Volksschule, als wir auf die Antwort zu unserem „Willst Du mit mir gehen?“ Zettelchen gewartet haben, ging mit dem Warten auf die Ergebnisse der Schularbeit weiter und heute ist es vielleicht das Warten auf einen medizinischen Befund. Es ist also kein Wunder, warum uns Unsicherheit mehr Sorgen als Freude bereitet. Wie also mit Unsicherheit umgehen?
Status Quo
Unsicherheit beschreibt einen Zustand, in dem vermutlich eine Veränderung bevorsteht, es aber noch nicht sicher ist wie diese ausfällt. Das positive daran: der Status Quo ist noch immer der gleiche und hat sich noch nicht verändert. Diese Sicherheit gibt es in dem Moment. Geht man von zwei Möglichkeiten der Veränderung aus, ist die Chance also 50:50 das sich der Status Quo zum Besseren (oder nicht ganz so schlimmen) verändert. Diese Betrachtung lässt schon erkennen, dass es eine Frage der Einstellung ist, wie man so eine Situation betrachtet und bewertet. Auf neudeutsch: es ist eine Frage des Mindset.
Aktiv gestalten
Besonders in der Zukunftsforschung hat man oft das Gefühl, dass ausgedachte Szenarien de facto bereits vorbestimmt sind und wir eh nichts mehr daran ändern können. Gleiches gilt für den Klimawandel oder die aktuelle Pandemie. Einige der Optionen mögen zu Beginn vielleicht unangenehm sein, aber sie sind noch immer besser als die anderen, mehr apokalyptischen Szenarien. Dazu kommt noch, dass wenn wir alle aktiv gestaltend an einer Veränderung partizipieren, wir meistens sogar noch bessere Optionen (er)finden. Learning by doing ist nicht nur sprichwörtlich gerne verwendet sondern ein wirkungsvolles Mittel um Veränderung aktiv zu bewirken.
Nix ist fix
Die einzige Konstante ist die Veränderung. Das war schon immer so und wird auch so bleiben. Was uns daran zu schaffen macht, sind die immer kürzer werdenden Intervalle in denen Veränderungen auf uns einprasseln. Die Zeit ist kurzlebiger geworden. Vor dreißig Jahren kam der Quelle—Katalog noch einmal pro Jahr ins Haus. Dann kamen kleine saisonale Broschüren unterjährig dazu. Heute liefert Tchibo wöchentlich ein neues Angebotsheftchen ins Haus. Selbst teuere Gerätschaften des Alltags (Smartphones) haben inzwischen eine Halbwertszeit von nur mehr einem Jahr. Und trotz dieser Kurzlebigkeit haben wir die Sicherheit, dass es nach einer Woche, Monat, Quartal oder Halbjahr wieder etwas Neues geben wird. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir zwischenzeitlich damit beschäftigt sein werden diesen (selbst auferlegten) Zeitplan einzuhalten.
Laufend lernen
In den goldenen 50er Jahren, den Zeiten des großen Aufschwungs, waren die Jobs sicher und Karrieren vorgezeichnet. Nach den Wirren des Krieges war diese Perspektive verständlicher Weise eine entspannende Wohltat. Heute genießen wir das Privileg keinen Krieg erlebt zu haben und haben ein größeres Bedürfnis nach Individualität entwickelt. Diese entsteht auf Basis von Unsicherheit. Wir haben eine Vorstellung wir etwas für uns sein könnte, aber weder Gewissheit noch Sicherheit das es sich auch wirklich so anfühlen wird. Um das herauszufinden muss man sich trauen Dinge auszuprobieren und daraus zu lernen wenn es nicht erwartungsgemäß läuft.
Aktive statt passive Vorbereitung
Wie soll man sich auf etwas vorbereiten, von dem man noch nicht weiß was genau es sein wird und welche Folgen es haben wird? Passive Vorbereitung wären zum Beispiel finanzielle Rücklagen um eine Zeit ohne Umsatz oder Einkommen zu überstehen. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt. Man muss sich aber die Frage stellen, für wie lange lege ich diese Rücklagen an und was mache ich wenn diese dann aufgebraucht sind. Eine aktive Vorbereitung wäre hingegen das stetige weiter lernen, offen neue Wege zu gehen, vieles auszuprobieren und daraus zu lernen um dann im Falle des Falles einen Plan B in der Schublade zu haben. Pivotieren sagen manche dazu. Darunter versteht man mit den vorhandenen Ressourcen neue Wege einzuschlagen, ein neues Geschäftsfeld zu bearbeiten und ein dazu passendes Geschäftsmodell zu entwickeln. Erst dann damit anzufangen wenn es notwendig wird, ist zu spät. Sein Immunsystem zu stärken, wenn schon erste Symptome eines Virus erkennbar sind, ist in vielen Fällen ebenfalls zu spät. Deswegen ist es ratsam, laufend aktiv am Ball zu bleiben und zu auf Veränderungen vorzubereiten.
Die Gewissheit, dass sich Dinge verändern werden, ist hoffentlich bei Ihnen allen vorhanden. Die Unsicherheit können Sie selbst minimieren, in dem Sie sich aktiv vorbereiten.
Bis zum nächsten Mal,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht Digitales einfach.