Loslassen können ist eine der wichtigsten Fähigkeiten um Weiterentwicklung zu ermöglichen. Sowohl für uns persönlich als auch im Kontext einer Organisation und ganz allgemein als Gesellschaft. Wir können nicht nicht unser ganzes Leben lang Dinge und Vorstellungen anhäufen ohne das irgendwann die Last zu schwer wird und wir uns von dem Einen und Anderen trennen müssen. Die Entscheidung für das Loslassen ist leicht. Es sind die Konsequenzen die uns zu schaffen machen.

Externe Ereignisse

Wenn uns externe Ereignisse widerfahren, ist es zu Beginn schmerzhaft etwas loslassen zu müssen. Das alte Normale, die eingeübten Gewohnheiten, das Vertraute ist plötzlich nicht mehr da und wir müssen uns mit neuen Gegebenheiten abfinden. So etwas war zu beginn der aktuellen Pandemie und den damit verbundenen einschneidenden Maßnahmen gut zu beobachten. Jene, die ihrer Arbeit weiter nachgehen konnten, fanden rasch Wege das nicht aus dem gewohnten Büro zu tun, sondern von daheim aus dem Home-Office. In IT-Kreisen ist der running Gag, dass diese Pandemie das Thema Digitalisierung in kürzester Zeit weiter voran getrieben hat, als jede zuvor gestartete Initiative. Die normative Kraft des Faktischen zeigt ihre Wirkung.

Verantwortung

Externe Ereignisse sind in dieser Hinsicht sehr willkommen, da sie sich bestens als Ausrede für Neuerungen eignen und man dezent die Verantwortung abschieben kann. Wirklich hilfreich für eine positive Grundstimmung gegenüber Veränderung ist das nicht. Es ist zu beobachten, dass diese leicht unterwürfige Haltung in unseren geographischen Gefilden recht oft anzutreffen ist. Wir haben diese Haltung aus unserer Geschichte von Generation zu Generation weiter gegeben. Ausnahmen bestätigen die Regel. Diese Ausnahmen sind dafür meist sehr erfolgreich im Umgang mit externen, nicht beeinflussbaren Ereignissen und können sich rasch auf neue Gegebenheiten einstellen. Sie sind – Achtung Buzzword – resilient.

Eigeninitiative

Loslassen kann man lernen. Dazu braucht es keine großen Seminare, Workshops oder ähnliches. Es braucht lediglich eine Entscheidung und etwas Durchhaltevermögen. Im privaten lässt sich das leicht mit ausmisten der eigenen vier Wände üben. Noch bevor Sie sich Bücher von Marie Kondo kaufen und erst mal bequem auf der Couch lesen, legen Sie einfach los. Dinge die schon lange unbenutzt in einer Ecke unnötigen Platz vergeuden unbesehen entsorgen. Nicht lange überlegen ob man das noch brauchen kann – offensichtlich nicht, sonst wäre es ja nicht schon ewig unbenutzt dagelegen. Gleiches gilt auch im Büro wo sich immer wieder Unterlagen aus dem Jahre Schnee finden zu denen man schon gar nicht mehr den Kontext kennt. Sie können das auch mit ihren digital gespeicherten Daten praktizieren. Auch wenn Speicherplatz immer günstiger wird, die alten Daten haben eine sich stetig reduzierende Halbwertszeit. Ausgenommen sind davon jene Daten die der gesetzlichen Aufbewahrungspflicht unterliegen.

Systemisches Loslassen

Um dauerhaft immer wieder loslassen zu können, helfen selbst gesetzte Rahmenbedingungen die das ermöglichen. Alles was wir gelernt haben, war am Anfang ungewohnt und mühsam. Mit der Zeit und oftmaliger Wiederholung, wurde das neue Verhalten „normal“ und alltäglich. Ganz besonders wenn es um Innovation geht, ist loslassen können von zentraler Bedeutung. Gerne wird bei Umstellungen auf neue Systeme das alte noch „zur Sicherheit“ weiter betrieben um im Notfall umsteigen zu können. Wenn man davon ausgeht, dass ein neues System oder Prozess zuvor ausgiebig getestet wurde, ist das Risiko überschaubar. Erfahrungsgemäß bleiben solche „Backup-Systeme“ viel zu lange weiter aktiv und verschlingen unnötige Kosten die besser in das neue System investiert wären. Sicherlich muss man zu Beginn mit gewissen „Schmerzen“ rechnen um das Neue entsprechend gut ins Laufen zu bekommen. Aber genau diese Schmerzen sind die Chance daraus zu lernen und weitere Verbesserungen zu entwickeln. Besonders in der digitalen Welt haben wir, sowohl als Betreiber wie auch als Nutzer, gelernt, dass Veränderungen iterativ erfolgen. In kurzen Abständen werden laufend Fehler behoben und Verbesserungen durchgeführt. Die Zeiten, in denen ewig lange entwickelt wurde um „das perfekte Produkt“ auf den Markt zu bringen, sind vorbei. In der Zeit, haben sich die Wünsche und Anforderungen schon wieder geändert. Auch diese Vorgehensweise müssen wir loslassen lernen.

Magnetische Attraktivität

Loslassen wird durch zwei Faktoren begünstigt. Sich von etwas distanzieren oder gar flüchten weil man damit nicht mehr klar kommt oder sich von einer erstrebenswerteren Zukunft magnetisch anziehen lassen. Zweites, der Sog zu etwas Neuem, wirkt erfahrungsgemäß besser und nachhaltiger, weil es von Beginn an positiv aufgeladen ist. Solche Szenarien zu entwickeln erleichtern das Loslassen von alten Gepflogenheiten.

Was werden Sie ab morgen loslassen? Welche magnetische Attraktivität möchten Sie für sich uns andere schaffen?

Bis zum nächsten Mal,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht Digitales einfach.

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