„Es ist alles so kompliziert.“ Diesen Satz höre ich immer wieder. Vor allem im Zusammenhang mit Digitalisierung. Was damit aber wirklich gemeint ist, ist die Diskrepanz zwischen der oftmals versprochenen Vereinfachung durch Digitalisierung und den dafür notwendigen, initialen Aufwand. Wie also diese Hürde nehmen?
Es bleibt alles anders
Informationen in elektronischer Form werden anders gehandhabt als auf Informationen auf Papier. Diese Erkenntnis macht bereits klar, dass sich alle Abläufe, in denen ein Blatt Papier durch die Organisation wandert, ändern werden. Das wiederum bedeutet eine Organisationsveränderung die entsprechend organisiert und geleitet werden muss. Dieser Umstand wird leider all zu oft von den sichtbaren, technischen Änderungen überschattet. Da ein PC, dort ein Monitor, hier ein Tablet zum unterschreiben – das sind alles greifbare, sichtbare Artefakte die, wie jedes neue Werkzeug, zu Beginn den Reiz des Neuen ausstrahlen. Nur das Werkzeug alleine ist aber nicht die alleinige Problemlösung.
Neue Möglichkeiten
Wenn Informationen elektronisch vorhanden sind, können sie zur gleichen Zeit an mehreren Orten verfügbar gemacht werden und zugleich bearbeitet werden. Diese neuen Möglichkeiten stellen alles auf den Kopf. Man kann und muss Abläufe anders denken und sich zuerst von dem papiergebundenen Prozess gedanklich lösen. Diese gewohnten, eingeübten und sicher mehrmals optimierten Abläufe loszulassen ist eine große Herausforderung und oftmals Show Stopper für erfolgreiche Projekte.
Auseinandersetzung
Früher, zu Beginn der Industrialisierung, spielten sich Veränderungen vor allem durch Maschinen ab, die alles bisherige schneller und qualitativ besser machen konnten. Ein bekanntes Muster wurde linear weiter entwickelt. Solche linearen Weiterentwicklungen sind für uns leicht zu begreifen. Die Digitalisierung treibt solche Weiterentwicklungen inzwischen auf eine exponentielle Kurve die nicht mehr so leicht begreifbar ist. Dazu kommt noch, dass vieles eben nicht nur schneller machbar ist, sondern eben auch andere neue Dinge machbar sind. Damit muss man sich bewusst auseinander setzen und das kostet Zeit. Zeit die man sich nehmen muss.
Das neue Tagesgeschäft
„Das Tagesgeschäft geht vor.“ habe ich vergangene Woche erst gehört. Diese Aussage spiegelt jenes Verhalten wieder, welches in noch zu vielen Unternehmen gegenwertig ist. Digitalisierung IST das neue Tagesgeschäft und die Menschen in den Unternehmen müssen sich darauf einstellen und sich die Zeit dafür nehmen. Wie jede andere größere Veränderung der letzten Jahrzehnte auch, erfordert das zweifelsfrei eine gewisse Kraftanstrengung. Entscheidet man sich dagegen, braucht man sich in der Tat bald nicht mehr anstrengend, da einem der Mitbewerb das Geschäft abgenommen hat. Dazu braucht es nicht einmal eine Pandemie. Die amerikanische Videotheken-Kette Blockbuster verlor in knapp 3 Jahren ihr gesamtes Geschäft und ging pleite.
Einfach machen
Ein großer Vorteil der Digitalisierung ist die äußerst geringe Schwelle Neues auszuprobieren. Die Kosten sind überschaubar und vor allem variabel. Alles was dazu notwendig ist, kann kurzfristig als Service gemietet und wieder abbestellt werden. Inzwischen ist auch auf Kundenseite akzeptiert, dass seitens der Unternehmen viel ausprobiert, umgebaut und wieder verworfen wird. Treue KundInnen verstehen, dass dieses iterative Vorgehen ein bewährtes Mittel für Innovation ist. Viele der KundInnen arbeiten selbst bereits so und sind nicht enttäuscht, wenn eine Idee durch eine andere, bessere Idee abgelöst wird und ihnen mehr Nutzen bringt.
Muss Digitalisierung kompliziert sein? Ich finde nicht. Es braucht nur etwas Neugier, Offenheit für Neues und den Antrieb Dinge besser zu machen. Jeden Tag etwas besser reicht. Der Rest ergibt sich und wird weniger kompliziert als Sie es sich vorstellen.
Bis zum nächsten Mal,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht Digitales einfach.