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Vergleich(en)

Preisvergleich. Leistungsvergleich. Urlaubsvergleich. Penis… ok, lassen wir das. Wohin man schaut, alles wird miteinander hemmungslos verglichen. Meistens sogar Äpfel mit Birnen. Aber wie passt das in eine Zeit, in der die Individualität angeblich an höchster Stelle steht?

Benchmarking
Als ich meinen ersten Job in einem internationalen Unternehmen begann, war dort Benschmarking gerade stark im Kommen. Zu der Zeit fehlt mir noch die Erfahrung und Kenntnis über die Unvereinbarkeit zwischen Einzigartigkeit und der Sinnhaftigkeit von Vergleichen mit anderen Mitbewerbern. Ich fragte mich, warum um Himmels Willen sollen Markierungen in einer Bank relevant sein?! Damals war auch noch Shareholdervalue ein geflügeltes Wort ohne dem keine Presseaussendung, keine Firmenveranstaltung und keine Imagekampagne eines börsennotierten Unternehmens auskam. Und dennoch sagte mir mein Bauchgefühl, dass da irgendetwas nicht stimmig ist. Heute weiß ich, und viele Studien belegen das, dass eine Vegleichbarkeit nur für Unternehmen die Mittelmäßigkeit anstreben, Sinn macht. In der Mitte der Marktteilnehmer tummeln sich viele Gleiche und wenn man da in einer Vergleichskategorie um einen Prozentpunkt besser ist als der andere, darf man sich auf die Schulter klopfen und bekommt einen Bonus.

Laufend vergleichen
Natürlich machen Vergleiche Sinn. Die wichtige Frage ist allerdings was vergleiche ich womit. Als ich Ende August für meinen ersten BusinessRun trainierte, war mir eine App sehr hilfreich. Ich verglich meine Leistung vom letzten Lauf mit meiner Leistung des aktuellen Lauf. Die Leistungen anderer LäuferInnen war mir unwichtig. Schließlich kann ich ja nur meinen eigenen Körper beeinflussen und nicht den der anderen.
Übertragen auf ein Unternehmen bedeutet es, dass Vergleiche zu Vorperioden Sinn machen um den EIGENEN Fortschritt zu bemessen.

Äpfel und Birnen
Ein oft gemachter Fehler der mir immer wieder begegnet ist, dass Kennzahlen mit anderen Unternehmen verglichen werden, die zwar in der gleichen Branche tätig sind, aber ganz andere Kundensegmente bedienen oder sogar andere Geschäftsmodelle verfolgen. Da ich es immer wieder mit IT-Projekten zu tun habe, ist die Frage nach dem IT-Budget omnipräsent. Es macht einen fundamentalen Unterschied ob ich IT zur Abwicklung meiner administrativen Abläufe unterstützend nutze oder ob IT der Kern meines Geschäftsmodell ist. Dementsprechend ist muss das Budget unterschiedlich groß ausfallen. Setzt man dann das Budget in Relation zum Umsatz, ist dieser Wert einfach nicht mehr vergleichbar. Gleiches trifft für andere Bereiche in Unternehmen zu. Nehmen wir zum Beispiel die Unternehmen Rauch und Red Bull. Beides sind Getränkehersteller. Rauch hat seinen Schwerpunkt in der Produktion und Abfüllung, Red Bull auf der Vermarktung. Jetzt die Marketing Budgets der beiden Unternehmen zu vergleichen macht keinen Sinn.

Selbstvergleich
Ich tappe oftmals selbst in die Falle, mich mit anderen Menschen zu vergleichen. In vielerlei Hinsicht. Medien wie Facebook und Instagram erweisen uns da einen Bärendienst, weil wir durch deren Bildgewalt sehr leicht dazu verleitet werden, uns mit anderen Menschen (optisch) zu vergleichen. Bei sehr vielen steckt aber ein anderer Lebensentwurf und andere Ziele dahinter, die sie zu dem machen was sie nach außen darstellen. Nur wenn ich den exakt gleichen Lebensentwurf wie ein Sixpack-bepackter Travelinfluencer habe, könnte es Sinn machen, mich und mein Äußeres mit ihm zu vergleichen. Das gilt auch für Sie, geschätzte Leserinnen dieser Kolumne. Öfters zu hinterfragen, welche persönlichen Ziele verfolgt die Person die ich mir gerade ansehe, nimmt einiges an Stress und macht zufriedener. Wenn schon vergleichen, dann die eigene Entwicklung und Fortschritte die man gemacht hat und noch machen möchte.

Egal worum es geht: jede Woche um nur ein Prozent besser als die Woche zuvor bringt nach einem Jahr ein erstaunliches Ergebnis.

Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht es einfach.

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