Simplexity
Simplexity ist eine Wortkombination aus Simplicity und Complexity und veranschaulicht die Verwobenheit von Einfachheit und Komplexität in unserem täglichen Leben. Zu diesem Thema fand gestern im Wiener Volkstheater die TEDxVienna statt. Zweiundzwanzig Talks mit unterschiedlichen Aspekten zu diesem Thema waren eine mentale Herausforderung. MindFULLness auf die etwas andere Art. Was hat Simplexity aber nun wirklich für eine Bedeutung?
Sinneswandel
Denken, berühren, hören, sehen und fühlen waren die fünf Zugänge der Vortragenden. Diesen fünf Kategorien können Sie vor allem dann viel abgewinnen, wenn Sie sie, in Fragen verpackt, auf die Ihre Problemstellung anwenden. Was denken Sie sich dabei? Wie berühren Sie das Gerät? Was hören Sie dabei? Was sehen Sie vorab, währenddessen und danach? Was fühlen Sie dabei? Diese Fragen mögen einfach erscheinen, aber wenn Sie sie ernsthaft ergründen, werden sich neuen Erkenntnisse einstellen, die Ihnen bei der Lösungsfindung weiter helfen. Vieles wird in unserer technisierten Welt sehr mechanisch betrachtet obwohl letztendlich immer noch ein Mensch mit dem neuen Produkt interagieren soll. Alleine deswegen ist es notwendig, hier diesen Sinneswandel einzuleiten um dem Verlangen nach Produkten und Dienstleistungen, die unser aller Leben vereinfachen, gerecht zu werden.
Ganz natürlich
Ein roter Faden der sich durch alle Talks durchgezogen hat, war die Rückbesinnung auf die Natur und ihre unglaubliche Fähigkeit mit Problemen und Veränderung umzugehen. Das explizite Beobachten von Vorgängen in Fauna und Flora war wesentlicher Bestandteil von allen Vortragenden – sei es auf biologischer, physikalischer oder psychologischer Ebene. Die Natur ist und bleibt unser großer Lehrmeister. Sie wird uns mit Sicherheit überleben.
Wechselspiel
Jeffrey Kluger erörterte im Eröffnungstalk auf anschauliche Weise, wie vermeintlich einfache Dinge in Wahrheit komplex sind. Ein Händedruck zum Beispiel, ist eine einfache Geste um jemanden wortlos zu signalisieren, dass ich in Frieden komme. Die flache, leere entgegengestreckte Hand zeigt, dass ich keine bösen Absichten hege. Und obwohl diese Handbewegung sehr einfach ist, werden damit zig unterschiedliche Metainformationen transportiert. Wie stark ist der Händedruck? Ist die Hand warm oder kalt? Legt man die andere Hand über die des Gegenüber, auf dessen Unterarm oder Oberarm? Lächelt man dabei? Wie oft schüttelt man die Hand bevor man wieder loslässt? Sieht man sich dabei in die Augen?
Ein Beispiel das ich gerne verwende sind Smartphones. Deren Bedienung ist zumeist sehr intuitiv und durch einfache Berührung oder sogar Spracheingabe nutzbar. Dahinter verbirgt sich aber eine sehr komplexe Anordnung von technische Bauteilen und Programmierungen die das erst ermöglicht. In Apples iPhone Tastatur wird zum Beispiel nach dem ersten eingegebenen Buchstaben die Wahrscheinlichkeit des nächsten Buchstaben errechnet und der Tastbereich entsprechend angepasst. Beginnt man im Englischen mit einem T, ist es recht wahrscheinlich das danach ein H folgt. Deshalb wird der Bereich um die Taste H vergrößert um beim schnellen Tippen den Buchstaben H auch sicher zu treffen, selbst wenn man nicht genau mittig drückt. Gleiches wiederholt sich, mit noch größerem Tastbereich, bei einem folgenden E (THE).
Hinsehen statt anschauen
Für mich gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied zwischen sich etwas ansehen und hinschauen. Ansehen ist für mich oberflächlich, hinsehen bedeutet in etwas hineinsehen, hinter die Fassade sehen. Zugegeben, in unserer visuell überfrachteten Welt ist es nicht leicht, genau hinzusehen. Dazu benötigt es viele und starke Filter um das wahrzunehmen was wirklich wichtig ist. Tony Giles ist dafür ein beeindruckendes Beispiel. Er hat bis dato 130 Länder, großteils alleine, auf allen Kontinenten bereist. Das wäre beindruckend aber noch nicht sehr besonders. Tony ist seit frühester Kindheit blind und hätte ohne Hörgerät nur mehr zwanzig Prozent seines Hörvermögens. Seinen TED-Talk hielt er mit in Blindenschrift gedrucktem Skript. Seine Leistung zeigt nicht nur was alles möglich ist wenn man will, sondern auch, dass man nicht nur mit den Augen sehen kann. Die Natur hat es so eingerichtet, dass sich die anderen Sinne schärfen und mit Berührung, Geruch, dem Fühlen von Wind im Gesicht ausreichend Wahrnehmung aufsaugen lässt um sich ein eigenes Bild zu machen.
Zuletzt war er in Russland und half sich dort mit Google Translate über die Sprachbarriere hinweg. Eigentlich ganz einfach, oder?
Einfach Komplex
Der gestrige Tag hat mir gezeigt, dass so wie bei Yin und Yang, Einfachheit und Komplexität miteinander verwoben sind. Bei Problem die uns Kopfzerbrechen bereiten ist vermutlich das Verhältnis aus der Balance geraten und eine der beiden Aspekte hat Überhand gewonnen. Oftmals ist es die Komplexität. Deshalb ist mein Antrieb die Vereinfachung. Wohl wissend, dass zuviel davon kontraproduktiv ist.
Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher. – Albert Einstein
Ihnen einfach eine gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht es einfach.