einfach.wöchentlich

[A]Soziale Medien 

Haben Sie sich in letzter Zeit auch öfters die Frage gestellt: Who put the social in media? So viel Hass, Drohungen gegen Leib und Leben die jeglichen sachlichen orientierten Diskurs verunmöglichen. Hat das Internet so viele von uns böse gemacht? Oder verstärkt es „nur“ die ohnehin schon immer dagewesene dunkle Seite in uns und verteilt diese emotional aufgeladenen Stimmungen höchst effizient? Ist es am Ende doch nur ein stummer Schrei nach Liebe?

Social vs sozial 
Übersetzungen von Begriffen können durchaus der Auslöser für eine falsche Einordnung und (Be)Deutungshoheit sein. Das amerikanisch-englische social bedeutet primär gesellschaftlich, gesellig. Im mitteleuropäischen Raum, so mein Eindruck, schwingt  bei sozial aber immer eine politische Orientierung und Weltbild mit. Wenn man Facebook, in diesem Sinne, als soziale Plattform versteht, wird man enttäuscht.

Medienmündigkeit
Seit dem wir alle mit unseren Smartphones selbst zu MedienmacherInnen geworden sind, tragen wir eine bisher zu wenig angesprochene Verantwortung. Wir alle tragen die Verantwortung für das was wir selbst auf diversen Plattformen posten und wir tragen die Verantwortung für das was wir von anderen teilen. Journalisten haben in Ihrer Ausbildung damit gelernt umzugehen. Sie und ich aber nicht. Jedenfalls nicht formell und wissentlich, bestenfalls durch Trial and Error. Wir müssen damit genauso umgehen lernen, wie wenn wir uns ein neues Werkzeug, Sportgerät oder Haushaltsgerät anschaffen. Es nur irgendwie bedienen zu können reicht nicht.

Die Algorithmen
In vielen Diskussionen werden Algorithmen als das universell Böse dargestellt. Das stimmt einfach nicht. Zum einen sind diese Algorithmen von Menschen geschaffen und können jederzeit von Menschen wieder geändert werden. Zum anderen reagieren Algorithmen vor allem auf menschliches Verhalten. Wenn wir also, ohne nachzudenken, einfach unreflektiert, reisserisch formulierte Meldungen teilen oder gar selbst produzieren, dann reagieren diese kleinen Programme nur darauf und tun das, was jemand ihnen aufgetragen hat. In der Folge gehen dann diese Postings viral – neudeutsch für eine rasend schnelle Verbreitung durchs Netz.

Die Filterblasen
Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen ist der Meinung, dass diese Filterblasen überschätzt werden. Er begründet das damit, dass wir uns täglich in den unterschiedlichsten Informations-welten bewegen. Jeder Link ist eine Brücke in eine potenziell andere Informationswelt. Und wir wissen das es diese anderen Infromationswelten gibt eben weil sich unsere Freunde und Kontakte in anderen Lebens- und Informationswelten bewegen.

Bestätigungssehnsucht
Pörksen spricht weiter von der Bestätigungssehnsucht die uns dabei anleitet nur nach dem zu suchen, dass unsere Wahrnehmung und Vorurteile bestätigt. Es ist nicht so, dass uns die Widerlegungen von Fake News durch diverse Faktenchecks nicht angezeigt werden, wir blenden diese nur aus und nehmen sie nicht mehr wahr. Es liegt also letztendlich an uns selbst den Willen zur differenzierten Betrachtung aufzubringen um sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, es einzuordnen und erst dann öffentlich zu kommentieren und zu teilen.

Digitaler Humanismus
Ich denke es ist Zeit für einen digitalen Humanismus. Eine bestmögliche Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, auch mit Hilfe der neuen technischen, digitalen Möglichkeiten die uns offen stehen. Selbstverständlich darf bei dieser Entwicklung Kritik nicht fehlen. Allerdings macht es einen Unterschied ob Kritik dazu dient um zu vernichten und abzuschaffen oder wird Kritik geübt um zu verbessern. Ich bin Anhänger und Verfechter der Kritik die zu Verbesserungen führt. 
Denkanstößiges für die bevorstehende Woche: 

  • Lesen. Zuerst alles lesen – nicht nur die Überschrift
  • Denken. Darüber nachdenken, was mit dem Posting bewirkt werden soll.
  • Prüfen. Kann der Inhalt überhaupt stimmen?
  • Teilen. Ist es wirklich von Wichtigkeit für meine Freunde/Kontakte?
Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach.

P.S.: Mein Großvater sagte immer: „Im Zweifel nicht.“ Ich denke, das gilt in Zeiten, in denen verteilen von Informationen so einfach wie noch nie war, mehr denn je.

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