Und dann?
Sie haben sich vor einigen Monaten zu einem neuen Projekt durchgerungen und die letzten Wochen intensiv damit verbracht zum geplanten Zeitpunkt fertig zu werden. Überraschender Weise blieb es bei der zeitlichen Planung und obwohl Sie wissen, dass alles so funktioniert wie gewünscht, macht sich ein leichtes Unwohlsein in der Magengrube bereit. Der Tag der Finalisierung steht bevor. Und dann?
Die Angst vor dem Danach
Selbst bei sehr guter Vorbereitung und Planung ist den Beteiligten zu Beginn eines Projekts die danach folgende Veränderung nicht nicht zur Gänze klar. Nicht alle Folgen sind im Detail vorstellbar und so manches tritt unerwartet ein. Man hat den oft jahrelang eingeübten und optimierten Arbeitsablauf im Kopf und muss diesen erst verlernen um den neuen Ablauf zu erlernen. Die Gewohnheit, weiter Dinge zu tun die nicht mehr notwendig sind, ist eine große Herausforderung der oftmals wenig Beachtung geschenkt wird. Dieser Zweispalt im Kopf ist ein Grund, warum gegen Ende eines Projekts ein gewisses Zögern spürbar wird. Man traut sich nicht die Ziellinie zu überschreiten und sich dem was hinter der Ziellinie wartet, nämlich die hoffentlich bessere Lösung eines Problems, zu öffnen und anzunehmen.
Aus alt wird neu
Immer wenn sich Rahmenbedingungen ändern, brauchen wir Menschen etwas Zeit uns daran zu gewöhnen. Denken Sie daran, wenn Sie bei Ihrem PC das Passwort ändern (müssen) wie oft Sie sich vertippen, bis es wieder ohne vertippen klappt. Am gleichen Beispiel können Sie auch beobachten, dass mit der Häufigkeit der Wiederholung die Fehlerrate stark sinkt. In der Realität sieht das aber oft anders aus. Wenn es sich bei der Änderung um etwas handelt, dass nicht täglich verwendet wird, stehen die Chancen für eine rasche Umgewöhnung schlecht. Es ist also hilfreich, nach einer solchen Änderung möglichst oft diese aktiv zu praktizieren.
Alt war nicht schlecht
Ein weiterer Störfaktor in der Übergangsphase von alt zu neu ist die subjektive Wahrnehmung einzelner, dass ihre bisherige Art und Weise etwas zu tun, schlecht oder gar falsch war. Dem ist nicht so. Viele Veränderungen finden heute statt, weil sie früher aus technischen Gründen gar nicht möglich gewesen wären. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die bisherige Art dem Status Quo entsprach und keinesfalls schlecht war. Besonders in Digitalsisierungsprojekten ist das aktuell sehr stark sichtbar. Die Gewohnheit, Daten auszudrucken und jemand anderen zur Weiterverarbeitung zu übergeben, durch einen weder haptisch spürbaren noch visuell sichtbaren Vorgang zu ersetzen und „dem System“ zu vertrauen, ist für viele Menschen eine Herausforderung. Das Entlernen der alten Arbeitsweise und Erlernen der neuen Arbeitsweise ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor solche Veränderungen erfolgreich zu gestalten.
Loslassen
Um alte Gewohnheiten abzuschütteln braucht es manchmal ein einprägsames Ritual. Steve Jobs hat 2002 bei der Entwicklerkonferenz den Wechsel von OS9 zu OS10 mit Hilfe einer Trauerrede und einem Sarg auf der Bühne zelebriert.
https://www.youtube.com/watch?v=2Ya2nY12y3Q&t=2s
An den Reaktionen im Video merkt man, dass die Übung zwar anfangs belächelt wurde aber die darin versteckte Botschaft – OS9 ist Geschichte ab nun zählt nur mehr OS10 – bei allen Betroffenen ausnahmslos ankam.
Brücken abbrechen
Es muss nicht immer so drastisch sein, aber klare Zeichen helfen die Veränderung anzunehmen und sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Wenn Sie also zum Beispiel einige Ihrer Prozesse digitalisieren und das Papier aus dem Büro loswerden wollen, dann entsorgen Sie nicht nur das Papier sondern die Aktenordner und die Kästen für die Aktenordner gleich mit. Das erhöht die Notwendigkeit nur mehr digital zu arbeiten.
Denkanstößiges für die bevorstehende Woche:
- Laufen Sie eher vor Bisherigem weg oder zum Neuen hin?
- Was fällt Ihnen beim Loslassen besonders leicht oder schwer?
- Wie werden Sie andere beim Loslassen unterstützen?