Sei innovativ!
Diese Aufforderung ist genauso zielführend wie „Sei doch einfach mal spontan!“ Wer von jemanden nach einem „sei innovativ“ erwartet, dass dadurch plötzlich neue Gedankenimpulse und Ideen für neue Lösungswege entstehen, ist auf dem Holzweg. In dieser Aufforderung versteckt sich das Versäumnis entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen ohne Aufforderung innovativ gedacht und gearbeitet werden kann. Was bedeutet „innovativ“ zu sein und was ermöglicht eine innovative Arbeitsweise?
Die Einstellung
Wie so Vieles beginnt es im Kopf. Unsere Gedanken zu einem Thema prägen die Herangehensweise und die darauf folgenden Handlungen. Für neue Gedanken braucht es die Offenheit neu bzw. anders als bisher denken zu dürfen. In vielen Fällen scheitert es bereits hier da mit Aussagen „das haben wir ja immer schon so gemacht“ ein anderer Denkansatz gleich im Ansatz abgewürgt wird. Ab und zu ist es sogar notwendig, dass undenkbare zu denken um, über diesen Umweg, wieder zurück zum ursprünglichen Lösungsweg zu kommen. Ein Klassiker dafür wäre zum Beispiel sich zu überlegen, was sich ändern müsste, wenn Sie das am meisten Umsatz bringenden Produkt Ihres Unternehmens gratis hergeben. Diese Überlegung fokussiert Sie automatisch auf andere Erlösquellen an die sie bis dato noch nicht gedacht haben.
Die Lernkultur
In der letzten Zeit liest man immer wieder, dass es eine Fehlerkultur oder Kultur des Scheiterns braucht. Für mich ist es eine etwas unglückliche Formulierung, da dabei die Gefahr besteht, dass [immer wieder] Fehler machen kein Problem mehr darstellt. Ein Gedanke, der mir bei einer Herz-Operation leichtes Unwohlsein bereitet. Im Kern geht es darum, einerseits aus Fehlern zu lernen um sie kein zweites Mal mehr zu begehen und andererseits, schneller und billiger zu scheitern. Damit meint man, schneller zu entdecken, ob der eingeschlagene Lösungsweg erfolgversprechend ist oder nicht. Die Zeiten, in denen rein auf Basis von Kundenbefragungen und/oder Annahmen monatelang neue Produkte entwickelt werden sind vorbei. Stattdessen nähert man sich iterativ dem fertigen Produkt in dem häufig mit der jeweiligen Zielgruppe abgetestet wird ob mit dem Prototypen das adressierte Problem behoben wird.
Die Zeit
Oft hört man, dass für Innovation keine Zeit ist da das Tagesgeschäft einfach zu stressig ist. Nun, wirklich stressig wird Ihr Tagesgeschäft dann, wenn Sie sich keine Zeit für Innovation nehmen oder in der Vergangenheit genommen haben und Sie sich im Überlebenskampfmodus befinden. Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Innovation muss genauso Teil des Tagesgeschäfts werden wie die Evolution Teil unseres Lebensalltag ist. Jeden Tag minimale Veränderungen führen in ein paar Monaten zu jenen Änderungen die notwendig sind um einfach besser zu arbeiten. Und mit besser meine ich nicht nur effizienter sondern auch effektiver und vor allem mit mehr Freude an der Arbeit.
Bevor Sie sich also von Buzzwords wie Design Thinking, Agile, Scrum, beeindrucken lassen, machen Sie sich einfach ein paar Gedanken über Ihre persönliche Einstellung zum Umgang mit Veränderung und beobachten Sie die Einstellung der Menschen in Ihrem direkten Umfeld. Wenn Sie dann Ihre Einstellung und in der Folge Ihren Zugang geändert haben, werden Sie bereits die ersten positiven Veränderungen bemerken. Dann ist immer noch genug Zeit sich über Innovationsmethoden kundig zu machen.
Denkanstößiges für die bevorstehende Woche:
- Wie oft dachten Sie sich bei einer neuen Idee „so ein Blödsinn“?
- Wieviele vermeidbare Fehler haben Sie in der letzten Zeit beobachtet?
- Wieviel Zeit haben Sie sich in der letzten Woche genommen, über neue Wege Dinge zu tun nachzudenken?