Was wäre, wenn …
Scrollt man durch diverse Feeds sozialer Medien, liest man sehr oft „man sollte dies, man sollte das tun oder lassen.“ Ich weiß nicht wie es Ihnen dabei geht. Bei mir löst das reflexartig immer eine innere Ablehnung aus. Selbst bei ansich positiv belegten Situationen oder Dingen. Ein gewisses Unbehagen oder Schuldgefühl schleicht sich dabei in mein Bewusstsein und macht die ursprünglich wahrscheinlich gute Intention zunichte. Dieser Mansollteismus (zuletzt gelesen bei Michael Hufnagl) ist ein wunderbares Beispiel für gut gemeint ist nicht gut. Es gibt noch einen weiteren Grund warum dieses „man sollte“ nicht zielführend ist: es kommuniziert keinerlei Verbindlichkeit. Am wenigsten bei dem Menschen von dem dieser gut gemeinte Vorschlag kommt. Man sind immer die anderen aber nie derjenige selbst. Ich bin sicher, Sie haben das schon oft in Besprechungen erlebt als diese man sollte Vorschläge eingebracht wurden. Was wäre also eine brauchbare Alternative?
Was wäre, wenn…
Ja, also was wäre, wenn es eine andere Form gäbe um eine Alternative ins Spiel zu bringen? Was wäre, wenn zur Lösungsfindung eine noch nicht fertig durchdachte Idee als Impuls in die Runde eingebracht wird? Was wäre, wenn diese offene und einladende Art einen Gedankenraum öffnet um zu einer besseren Lösung zu kommen?
Was wäre, wenn … definiert eine Hypothese die erst unbestätigt im Raum steht und sich als falsch oder aber auch als richtig herausstellen kann. Selbst wenn sich der Lösungsansatz bereits woanders als tauglich bewiesen hat, kann er mit dieser Formulierung wertfrei mitgeteilt werden und hat nicht diesen ultimativ wahren und alternativlosen Charakter der bei einem Mansollteismus mitschwingt.
Verbindlichkeit
„Was wäre, wenn das Team von Frau Maier diese Aufgabe übernimmt und dabei vom Kundenservice unterstützt wird?“ Dieser Vorschlag beinhaltet sowohl die offene, hypothetische Formulierung einer Lösung als auch die verbindliche Zuordnung einer Aufgabe sofern der Vorschlag angenommen wird. In beiden Fällen ist das eine klare Ausgangsposition die diskutiert und weiterentwickelt werden kann und keine wage Äußerung für die sich letztendlich keiner zuständig fühlt.
Zukunft(s)denken
Wann immer ich mir selbst die Frage „was wäre, wenn…“ stelle, beginnt mein Kopfkino mit einem Filmdreh. Ich beginne mir dieses Zukunftsszenario vorzustellen und auszumalen. Dabei fällt es leichter, sowohl unmittelbare Vorteile als auch Nachteile herauszuarbeiten aber auch mittelbare und langfristige Auswirkungen zu bedenken. Wann immer in Besprechungen diese „man sollte“ Vorschläge kommen, womöglich immer von den gleichen Personen, oder noch schlimmer, vom Chef, geht bei mir eine Warnleuchte an. Achten Sie zukünftig darauf, von wem diese Mansollteismen kommen und ob sich diese Personen dann selbst daran beteiligen und mitwirken. Oder noch besser: fragen Sie einfach mit einer „was wäre, wenn…“ Frage zurück. Ich bin überzeugt, die Antwort darauf wird sehr aufschlussreich für Sie sein.
Ihnen einfach eine gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher