Rollen.Spiel.

Jeder von uns nimmt täglich mindestens eine, meistens aber mehrere Rollen wahr. Wir sind Schwester, Bruder, Mutter, Vater, PartnerIn, KollegIn, KundIn, DienstleisterIn, Vorgesetzte(r) und Führungskraft. Jeder dieser Rollen sind unterschiedliche Aufgaben und Erwartungshaltungen zugeordnet. Diese Zuordnung hat sich aus einem gesellschaftlichen Kontext heraus gebildet. Manchmal aber ordnen wir einer Rolle aber auch selbst Erwartungshaltungen zu, die von anderen gar nicht erwartet werden und machen uns so das Leben nicht einfacher. Welches Rollen[selbst]bild ist also das passende?

Führungsrolle
Führung wird leider noch immer mit Hierarchie gleichgesetzt. Führungspositionen sind in den meisten Fällen Positionen im [Top]Management – also im oberen Drittel der Pyramide der meisten Organisationen. Führung ist allerdings kein Rang sondern ein Verhalten. Eine Führungsrolle ist demnach ein konsequentes Verhalten einer Person, unabhängig von ihrer hierarchischen Position im Organigramm einer Organisation. Menschen die eine Führungsrolle einnehmen haben eine Vorstellung, wie die Zukunft in Ihrem Bereich aussehen soll. Sie können diese Zukunft kommunizieren als wäre es bereits morgen soweit und schaffen es, andere Menschen davon zu begeistern und daran mitzuwirken. Sie kennen Ihre eigenen Stärken und Schwächen ebenso genau wie die Ihrer Mitstreiter und wissen diese bestmöglich einzusetzen um den Weg in die Zukunft zu gestalten.

Rollenverständnis
Sich als Führungskraft über die eigene Rolle im klaren zu sein ist dabei die schwierigste Aufgabe. Deutlich wird das bei verdienten MitarbeiterInnen denen eine Führungsrolle zugedacht wird aber in ihrer alten Rolle stecken bleiben. Ich war lange Zeit im IT-Bereich tätig und habe dort oft beobachtet, dass verdiente Mitarbeiter eine Teamführungsrolle zugedacht bekamen aber nicht von ihrer vorherigen Rolle, z.B.: als Programmierer, loslassen konnten und weiter im Tagesgeschäft mitmischten. Ein Team zu führen und zugleich noch zu hundert Prozent im daily business mitzuarbeiten ist eine Doppelbelastung die zwangsläufig kein gutes Ende nimmt.

Rollenkonflikt
Gestern Abend habe ich mir einen 2017 erschienenen Film über Winston Churchill angesehen der einen solchen Rollenkonflikt gut darstellte. Als verdienter Veteran im ersten Weltkrieg änderte sich Churchills Rolle dramatisch als er politisch aktiv wurde und später als Premier- und Verteidigungsminister tätig wurde. Im Film wird sein Gewissenskonflikt rund um den D-Day dargestellt. Als Soldat wollte er an vorderster Front mitten unter den Soldaten an der Landung in der Normandie teilnehmen um so für deren Motivation zu sorgen. Er hatte allerdings vergessen, dass es als Verteidigungsminister zwar Oberhaupt des Militärs war aber als Premierminister auch Vertreter aller Briten. Viele daheim gebliebene musste damals glaubhaft versichert werden, dass die unvermeidbaren Opfer dieser Krieges nicht umsonst sind und, egal wie die Landung (Operation Overlord) endet, es eine Zukunft für Großbritannien und den Rest der Welt geben wird. Glaubt man der Erzählung im Film, gab es eine Unterredung mit dem damaligen König George VI die ihm eindrucksvoll seine Rolle wieder in Erinnerung rief. Wer weiß wie die Weltgeschichte sich entwickelt hätte, wäre Churchill wirklich an Board eines der Schiffe gegangen und womöglich im Kampf gefallen.

Rollenwechsel
In der heutigen Zeit, in der Arbeitszeit und Freizeit immer fließender übergehen, wird es umso wichtiger, sich den Wechsel zwischen den Rollen bewusst zu machen. Eine Mutter, die im Berufsleben ein Team führt, ist am Fussballplatz mit ihren Kindern in erster Linie Mutter und nicht Trainerin der Mannschaft. Diese Rolle hat jemand anders. Gute Führungskräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auch führen lassen.
Gut merkt man das, wenn in einer Besprechung, an der eine Führungskraft teilnimmt, die einladende Person die Führung der Besprechung behält.

Rollentausch
Oft als kindische Spielerei dargestellt, bietet ein Rollentausch eine sehr gute Möglichkeit sich über das jeweilige Rollenverständnis, Rollenwechsel und Rollenkonflikte Klarheit zu verschaffen. Es wirkt wie ein Spiegel, der einem von anderen vorgehalten wird und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten wie eine Rolle definiert wird und welche Erwartungshaltungen mit ihr verknüpft werden.

Es gibt viele Bedeutungen einer Rolle. Aber alle haben etwas Bewegendes an sich. Technisch. Menschlich. Gestalterisch. Deshalb ist es so wichtig, sich über seine unterschiedlichen Rollen Klarheit zu verschaffen und sie nur dann einzunehmen, wenn gefordert wird.

Denkanstößiges für die bevorstehende Woche
  • Welche Rollen nehmen Sie regelmäßig ein?
  • Wechseln Sie bewußt zwischen diesen Rollen?
  • Wie sieht das Selbst- und Fremdbild zu jeder dieser Rollen aus?

Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

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