MitarbeiterInnen.Gespräche

So eine Kolumne ist im Prinzip die Verschriftlichung eines inneren Monologs, dessen Inhalt aus Beobachtungen und Gesprächen von und mit anderen Menschen entstanden ist. Dieses Mal ist diese Kolumne ein Dialog mit Mentaltrainerin Karin Tesar. Schließlich geht es auch um eine spezielle Form des Gesprächs.Gespräche sind für alle Beteiligten hilfreich, wenn auch alle vorbereitet in das Gespräch gehen. Das im privaten Umfeld bekannte „Schatz, wir müssen reden.“ kann einen schon ein wenig nervös machen, wenn man den konkreten Anlass nicht kennt. Bei MitarbeiterInnen-Gesprächen ist das normalerweise nicht so. Diese finden in periodischen Abständen statt und werden zeitgerecht vorab angekündigt. Gerne am Anfang des Jahres, finden diese Gespräche gehäuft statt und stellen beide Seiten vor die Herausforderung wie damit bestmöglich umzugehen ist.

Vor dem Gespräch
Wie also bereitet man sich vor und was tut man dabei? Wie lange vorher soll ich damit beginnen? 

Karin Tesar: „Vor dem Gespräch ist es sinnvoll sich ein paar Punkte aufzuschreiben die einem besonders wichtig sind. Wenn man zu viel auf einmal klären möchte, dann besteht die Gefahr sich zu verstricken und man hat am Ende das Gefühl nichts davon wirklich gut kommuniziert zu haben. Der Zeitrahmen hängt natürlich immer von einem selbst ab und wie lange man braucht sich darüber klar zu werden was man mitteilen möchte. Kurz vor dem Gespräch wären 5 min an einem ruhigen Ort hilfreich um sich zu sammeln und entspannt und konzentriert in die Situation zu gehen. Dazu gibt es Atemtechniken die sehr hilfreich sein können. Entweder zur Entspannung oder zur energetischen Aktivierung.“

Wie könnte eine solide Vorbereitungs-Checkliste aussehen?

Karin Tesar: „Mitarbeitergespräche sind ohnehin schon sehr standardisiert und werden von manchen Firmen mit einem Leitfaden und einer Auswahl von Fragen die man sich selbst dazu stellen sollte geliefert. Wichtig finde ich eine persönliche und auch sehr ehrliche Liste zu verfassen.“

  • Was hat gut funktioniert im vergangenen Jahr und was ist mir besonders schwer gefallen?
  • Wann war ich motiviert und wann nicht?
  • Was hat den Unterschied ausgemacht?
  • Was brauche ich um gute Leistung zu erbringen?
  • Was trage ich selbst dazu bei wenn etwas gut oder schlecht läuft?
  • Mit welcher Einstellung gehe ich an die Arbeit?

Nicht immer wird sich alles umsetzen lassen was jeder Einzelne braucht, aber zu erkennen woran es liegt wenn Arbeitsabläufe nicht optimal funktionieren ist schon hilfreich.“

Im Gespräch
Ist es sinnvoll sich beim Gespräch selbst zu beobachten und zugleich das eigene Verhalten und Reaktionen des Gesprächspartners beobachten und bewerten?

Karin Tesar: „Man geht ja oft mit einer bestimmten Erwartungshaltung in so ein Gespräch. Dies kann sehr positiv sein wenn ich meine eigene Leistung als sehr hoch einschätze oder eher negativ wenn ich das Gefühl hatte, aus welchen Gründen auch immer, nicht optimal gearbeitet zu haben. Dann kommt die Fremdwahrnehmung des Gegenübers dazu und schon besteht die Gefahr, dass die Situation komplett aus dem Ruder läuft. Selbst wenn im Gespräch unangenehme Themen angesprochen werden und man sich in die Enge gedrängt fühlt sollte man nicht vergessen, dass hier lediglich sehr gebündelt persönliche Meinungen und Wahrnehmungen ausgesprochen werden die sich oft übers Jahr angestaut haben. Sich selbst zu beobachten ist sinnvoller als nur auf den anderen zu reagieren. Was bewirkt das Gesagte bei mir? Fühle ich mich richtig bewertet oder löst jedes Wort Ärger und Frustration aus? Wichtig ist es den anderen in Ruhe ausreden zu lassen und dasselbe auch für sich selbst einzufordern. Bei wirklich schwierigen Situationen und konträren Wahrnehmungen finde ich es angebracht nicht sofort zu reagieren, sondern einen neuerlichen Termin anzusetzen. Dann kann jeder das Gesagte einmal für sich verarbeiten und beim nächsten Gespräch an einer Lösung gearbeitet werden.“

Nach dem Gespräch
Bewerte ich das Gespräch am Ende für mich? Wenn ja wie?

Karin Tesar: „Als Bewertung des Gesprächs würde ich mir folgende Fragen stellen:
Hatte ich das Gefühl offen sprechen zu können und auch gehört zu werden?
Gibt es Sachverhalte die nicht geklärt werden konnten?
Je nachdem ist ein neuerlicher Termin sinnvoll wenn sich vielleicht erhitzte  Gemüter beruhigt haben und man über das Gesagte in Ruhe nachdenken konnte. Dann besteht die Möglichkeit die noch offenen Punkte zur Sprache zu bringen und strittige Themen in Ruhe zu klären. Dazu wäre es wichtig zu reflektieren wann und wie das Gespräch in eine destruktive Richtung abgeglitten ist.“

Bürokratie oder Wachstumschance
Oft erlebt man in Unternehmen die Situation, dass MitarbeiterInnen das MitarbeiterInnengespräch eher als Benotung und Bewertung empfinden – vor allem wenn es mit der Bonus-Frage verknüpft ist. Dabei wird zu leicht der Fokus auf die persönliche Weiterentwicklung aus den Augen verloren und stattdessen auf die finanziellen Folgeerscheinungen gelegt.

Dazu meint Karin Tesar: „Mitarbeitergespräche werden oft zu Unrecht als innerbetriebliche bürokratische Bürde wahrgenommen und daher auch nicht richtig genützt. Tatsächlich ist es ein wertvolles Instrument das nur gut verwendet werden muss. Dazu braucht es oft einige Anläufe und die Bereitschaft auf beiden Seiten sich darauf einzulassen und auch unangenehme Dinge zur Sprache zu bringen für die im täglichen Arbeitsablauf oft die Zeit und der Mut fehlt.
Abschließend sei zu bemerken, dass ich in einer solchen Gesprächssituation speziell die Führungskraft gefordert sehe hier so konstruktiv wie möglich zu bleiben und die Situation nicht eskalieren zu lassen.“

Karin Tesar ist Mentaltrainerin mit jahrelanger Erfahrung im Bankwesen und beschäftigt sich intensiv mit der Beseitigung [mentaler] Blockaden in der persönlichen Weiterentwicklung. [Blog]

Denkanstößiges für die bevorstehende Woche
  • Welche Gespräche stehen schon länger an und sollten demnächst geführt werden?
  • Wie bereiten Sie sich darauf vor?
  • Was müsste passieren, dass beide GesprächsteilnehmerInnen nach dem Gespräch „einen Schritt weiter“ sind?

Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Similar Posts