Barcamps
Wenn Sie diese Kolumne lesen, bin ich gerade auf dem Heimweg von einem Barcamp. Gleich vorweg: ein Barcamp ist kein Camp an oder mit einer Bar sondern vielmehr eine Konferenzform die sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit erfreut. Wie funktioniert ein Barcamp überhaupt und was macht ein gutes Barcamp aus?
Geordnete Unordnung
Das Wesen eines Barcamp ist ein vom Veranstalter vorgegebenes Motto/Thema und ein zeitlicher Rahmen. Mehr nicht. Im Gegensatz zu klassischen Konferenzen wird der Inhalt von allen Beteiligten erst vor Ort durch einfaches Voting zusammengestellt. Die TeilnehmerInnen präsentieren sich und ihr Thema und alle anderen anwesenden Gäste entscheiden darüber ob diese Session in das Tagesprogramm kommt oder nicht. Je nach Anzahl der TeilnehmerInnen und verfügbaren Räumlichkeiten finden zwei oder mehrere Sessions gleichzeitig statt. Dabei ist es Usus, zwischen den Sessions zu wechseln wenn einem das Thema dann doch nicht so interessiert. Ein weiterer, wesentlicher Aspekt ist das Networking in den 15 minütigen Pausen zwischen den 45 minütigen Sessions.
Die Teilnehmer
Als Teilnehmer bei klassischen Fachkonferenzen ist man in den meisten Fällen zur Passivität gezwungen, da die Möglichkeiten zur aktiven Mitwirkung nur sehr begrenzt möglich sind und sich zumeist auf Wortmeldungen in den Q&As beschränken. Bei einem Barcamp hingegen gibt es weit mehr Möglichkeiten sich zu beteiligen, nicht zuletzt auch deswegen, weil etliche Sessions auch Workshop-Charakter haben.
Die Vortragenden
Da die ZuhörerInnen immer wieder die Sessions wechseln, ist das aus der Sicht des Vortragenden eine interessante Erfahrung und zugleich Training um die Zuhörer bei der Stange zu halten. Man muss sich schon etwas besonderes einfallen lassen um die Anwesenden zu involvieren. Da die Anzahl der Anwesenden in einer Session meist überschaubar ist, besteht mehr Möglichkeit zur Interaktion und dem wechselseitigen Erfahrungsaustausch. Ein großer Vorteil, wenn man für seine Arbeit neue Ansichten und Feedback haben möchte.
Die Veranstalter
Als Veranstalter kann man sich primär auf Themenfindung und die Organisation des Barcamps selbst konzentrieren. Beides zusammen ist Arbeit genug und schafft den wichtigen Rahmen für alle TeilnehmerInnen. Der Inhalt wird überwiegend von den TeilnehmerInnen und manchmal auch den Sponsoren beigesteuert und braucht wesentlich weniger Aufmerksamkeit als wenn man alles selbst organisieren und koordinieren muss.
Umfassender Zugang
Die Teilnehmerinnen an öffentlichen Barcamps bringen ihre professionelle Kompetenz in ihrem Fachgebiet mit und beleuchten damit das vorgegebene Thema aus diesem Blickwinkel. Diese Vielfalt ermöglicht allen eine wesentlich vielschichtigere Auseinandersetzung mit dem Thema als in klassischen Konferenzen. Es liegt bei jedem Teilnehmer selbst, das Barcamp mit dem eigenen Beitrag und Mitwirkung zu einem Erfolg zu machen. Diese grundlegende Unterschied in der Motivation erzeugt einen merkbar höheren Energielevel als sonst.
Barcamp in der eigenen Firma/Abteilung?
Inzwischen haben bereits Unternehmen diese Art des innerbetrieblichen Wissensaustausch für sich entdeckt. Anstatt dass nur eine Abteilung mit der inhaltlichen Organisation betraut wird, überlässt man dies den MitarbeiterInnen und motiviert so zur aktiven Beteiligung deren Sicht der Dinge einer größeren Gruppe an KollegInnen zugänglich zu machen. Selbst innerhalb einer Abteilung kann ein so gestalteter Vormittag sinnvoll verbracht werden, um sich ohne hierarchische Einwirkung für neue Lösungen stark zu machen, Erkenntnisse zu transportieren und neue Lösungsansätze zu erarbeiten. Manchmal findet man auch eine Hybridform mit (ausgesuchter) externer Beteiligung um einen Themenschwerpunkt zu setzen.
Denkanstößiges für die bevorstehende Woche
- Die interne Kommunikation funktioniert meistens nur top down. Und bottom up?
- Wie regen Sie persönlichen innerbetrieblichen Informationsaustausch an?
- Wann haben Sie zuletzt etwas von KollegInnen/MitarbeiterInnen gelernt?
Ihnen einfach eine gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
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