Komfortzone
Komfortzone – jener Ort oder Zustand der uns ohne große Anstrengungen den Status Quo halten lässt. Klingt verlockend. Vielleicht haben Sie den heutigen Sonntag auch genau da verbracht. Wie alles hat auch die Komfortzone ihren Preis: Stillstand.
Bequemlichkeit
Als Mensch sind wir sehr anfällig für Gewohnheiten. Haben wir erst einmal Bequemlichkeiten jedweder Art genossen, fällt es uns schwer diese wieder abzulegen. Egal ob es der fixe Parkplatz in einer Garage, das gleiche Büro seit X Jahren, der unveränderte Taktfahrplan der Öffis ist, jegliche Veränderung macht uns, zumindest zu Beginn, Probleme und fühlt sich unbequem an. Vieles wird zur Selbstverständlichkeit obwohl es das ganz und gar nicht ist. Erinnern Sie sich an den letzten Stromausfall? Wenn Sie in einer Großstadt leben, ist das wahrscheinlich schon eine längere Zeit her. Am Land, oder da wo Stromleitungen verstärkt den Umweltbedingungen ausgesetzt sind, ist das schon etwas anderes.
Anpassungsfähigkeit
Wir Menschen haben über die Jahrhunderte gelernt, uns an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Wir haben gelernt, mit Krisen umzugehen, daraus zu lernen und uns auf den nächsten Fall vorzubereiten. Eine oft sehr schleichende Entwicklung die auf kleine Ereignisse reagiert und manchmal ein Big Bang nach dem wir große Veränderungen durchgeführt haben um uns zu wappnen. Jede dieser Situationen hat uns bewusst oder unbewusst aus unserer Komfortzone geführt und diese erweitert. Wir können nach jeder Erweiterung mit mehr Situationen umgehen als zuvor.
Erweiterung der Komfortzone
Erweiterungen unserer Komfortzone finden auf den unterschiedlichsten Ebenen statt. Wir können uns körperlich weiter entwickeln und mit dem passenden Training mehr leisten. Wir können uns geistig herausfordern und uns neues Wissen aneignen oder erarbeiten. Wir können uns emotional mit uns selbst beschäftigen und mit Selbstreflexion herausfinden warum wir so reagieren wie wir reagieren. Alle diese Erweiterungen der Komfortzone passieren weil wir unsere eigenen Grenzen überschreiten.
Verlassen der Komfortzone
Das Verlassen der Komfortzone ist ein oft gebrauchter Begriff wenn es um Veränderung geht. Jemanden dazu aufzufordern kommt der Aufforderung „sei doch mal spontan“ gleich. Das funktioniert nicht. Es gibt zwar Menschen die sich gerne kopfüber in neue Vorhaben stürzen und das sogar genießen. Diese sind aber in der Minderheit. Was wir uns aber von ihnen abschauen können, ist ihre Kompetenz mit neuen Situationen umzugehen. Sie haben sich eine Vorgehensweise zurechtgelegt, mit der sie sich vertrauensvoll in die Ungewissheit begeben können. So wird das Verlassen der Komfortzone viel leichter und einfacher. Gleiches gilt wenn wir anderen Menschen dabei helfen wollen, ihre Komfortzone zu verlassen und zu erweitern. Neues auszuprobieren und dann dafür gescholten zu werden wenn es nicht klappt ist kein passender Weg.
Babysteps
Wenn Sie Eltern dabei beobachten wie sie ihren Kindern das gehen beibringen, werden Sie nie sehen, dass Eltern nach dem ersten Umfaller das Kind bestrafen. Sie selbst haben es durch aufmunternde Worte und fortwährende Unterstützung gelernt, so lange bis sie auf selbst gehen und laufen konnten. Wenn wir uns ehrlich sind, warum sollte das unter Erwachsenen plötzlich anders funktionieren? Wir lernen durchschnittlich etwas schneller als im Kleinkindalter aber das Wesen von fordern und fördern ist nach wie vor das Gleiche.
Gesellschaftliche Komfortzone
Bis zur Etablierung von stabilen Demokratien in Europa mussten sehr viele Menschen lange Zeit jeden Tag aufs Neue ihre Komfortzone verlassen und erweitern. Inzwischen ist Demokratie zur Gewohnheit geworden. Dennoch zeigen sich nun wieder kleine Risse in dem Gefüge weil wir uns immer weniger damit aktiv befassen. Nur zu wählen ist inzwischen nicht mehr genug. Die eigenverantwortliche Gestaltungsfreiheit nimmt im gleichen Maße ab wie der Wunsch nach einem sicher betreuten Leben zunimmt. Die aktuell größter Herausforderung für unsere Gesellschaft ist es, mit der freien Auswahl an Gestaltungsmöglichkeiten sowie deren Folgen und der damit verbundenen Unsicherheit, was am Ende richtig ist, klar zu kommen.
Klimawandel
In diesem Zusammenhang ist mit Klimawandel der Umgang mit uns selbst und mit anderen im engsten Umfeld gemeint. Das ist die Keimzelle aus der eine stetige und verkraftbare Erweiterung unserer Komfortzone entstehen kann. Sie und ich müssen uns selbst und gegenseitig stetig in jeder Hinsicht fordern und fördern um eine selbstbestimmte Entwicklung zu ermöglichen. Noch haben wir den Tippingpoint nicht erreicht ab dem diese neue Gewohnheit beginnt Freude zu machen.
Übrigens: als treue LeserInnen dieser Kolumne haben Sie schon einen ersten Schritt getan sich aus Ihrer Komfortzone zu bewegen in dem Sie sich jede Woche mit meinen Gedanken auseinandersetzen. Teilen Sie diese mit anderen oder schreiben Sie Ihre eigenen Gedanken dazu. Das wären dann schon die nächsten beiden Schritte aus Ihrer Komfortzone heraus!
Ihnen eine einfach gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht es einfach.