Auswahl
Eine Auswahl zu haben ist für uns inzwischen zur Gewohnheit geworden. Manchmal ist sie klein und manchmal auch zu groß. Das es überhaupt eine Auswahl gibt ist dem Bekenntnis zur Individualität zu verdanken und all den damit verbundenen Schwierigkeiten es nicht jeder/jedem Recht machen zu können.
Selektion
Wenn man an die in den letzten beiden Jahrzehnten rasant angestiegene Auswahl an de facto allen Gütern und Dienstleistungen denkt, ist es nicht verwunderlich, dass viele von uns durch dieses schier unübersehbare Menge den Überblick verloren haben. Dieser Verlust an Überblick beschert uns deswegen Unbehagen, weil die meisten von uns noch in einer Zeit sozialisiert wurden, in der es für jeden Lebensbereich eine Handvoll Produkte und Dienstleistungen gab und ziemlich eindeutig war was man von jeder dieser Marken erwarten durfte. Man konnte sich bei der Selektion also ziemlich sicher sein, dass Beste für einen zu erwerben.
FOMO
Das neuzeitliche Verhalten „Fear of missing Out“ trifft nicht nur auf ein verpasstes Ereignis zu sondern auch darauf nicht das Beste und Optimalste ergattert zu haben. Die Folge ist ewig lange Unentschlossenheit und weniger Freude an und mit der getroffenen Entscheidung. Selbst zwischenmenschliche Beziehungen leiden inzwischen darunter denn es könnte ja noch jemand besserer und tollerer daherkommen.
Wisch und weg
Unsere kurzlebige Zeit hat unser Entscheidungsverhalten stark beeinflusst. Auf der einen Seite sehen wir nur ein Foto und wischen innerhalb von Sekundenbruchteilen nach rechts oder links und andererseits stehen wir im Supermarktregal vor zig Marmeladensorten und können uns nicht entscheiden welche nun die Beste ist. Auf die Idee einfach mal eine davon zu probieren ohne vorher die Publikationen des Konsumentenschutz und der Stiftung Warentest studiert zu haben, kommen nur die ganz mutigen.
Portfolio-Dilemma
Auf Unternehmensseite stellt sich die gleiche Problematik. Junge Unternehmen starten meist mit nur einem Produkt. Zumeist liegt das daran, dass für mehr Produkte schlicht und einfach das Kapital fehlt um unterschiedliche Produkte zu produzieren und zu vermarkten. Findet das Produkt aber seine KundInnen, passiert es häufig, dass der ursprüngliche Fokus für wen dieses Produkt kreiert wurde vergessen wird und den Kundenwünschen nachgejagt wird. Nach einige Jahren sehen sich dann Unternehmen mit einem Bauchladen konfrontiert, der mehr Geld kostet als er einbringt.
Nein sagen
Unterhalten Sie sich einmal mit einer Kuratorin eines Museums wie oft Sie zu tollen Exponaten Nein sagen muss, weil der Platz in einer neuen Ausstellung einfach begrenzt ist. Das ist nicht leicht. Dieses Nein sagen ist aber Übungssache. Je öfter man es praktiziert um so leichter fällt es einem den Fokus im Auge zu behalten. Gut kuratierte Ausstellungen können die zu erzählende Geschichte einfach besser transportieren als jene die einem mit bloßer Masse an Exponaten zu erschlagen versuchen. Gleiches gilt für das Produktangebot in Geschäften und der Anzahl an Gerichten auf einer Speisekarte eines Lokals.
Vor der Wahl ist nach der Wahl
Nicht nur heute, am Wahlsonntag (in Österreich), gilt dieser Spruch ganz besonders. Wenn wir uns bewusst manchen, dass (fast) keine Wahl für die Ewigkeit ist und man immer wieder seine Auswahl neu treffen kann, relativiert sich die Gewichtung jeder einzelnen Entscheidung. Jeder von uns hat bereits und wird wahrscheinlich noch weitere Fehlentscheidungen treffen. Solange man aber daraus lernt und die gleiche Falschauswahl nicht nochmals trifft, nennt sich das lernen. Und lernen können wir alle unser ganzes Leben lang.
Ihnen einfach eine gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht es einfach.