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Unclutter

Unclutter ist das englische Wort für ordentlich. Uncluttering ist die zugehörige Betätigung Struktur und Ordnung zu schaffen, ganz egal ob es sich damit um den Schreibtisch, einen ganzen Raum, Funktionen eines Produkts oder ein ganzes Unternehmen handelt. Vereinfachen durch verordentlichen.

Genie und Chaos
Sie kennen sicher den Spruch „Nur das Genie beherrscht das Chaos.“ Das teile ich nur bedingt. Meistens dann wenn ich eine Zeit lang nicht aufgeräumt und ausgemistet habe. So zum Beispiel im meinem Arbeitszimmer. Es ist normal, dass ich über die Zeit einiges an Zeug ansammelt. Unterlagen, Dinge die man sich aufhebt aber nicht zeitnahe in irgendeiner Form weiterverarbeiten kann und Dinge die man sich halt einfach aufhebt weil man sie ja noch brauchen könnte. Zumindest redet man sich das ein.

Ausmisten = Loslassen
In den letzten beiden Wochen habe ich schubweise ausgemistet. Die Menge an Altpapier das ich entsorgt habe war recht ansehnlich. Darunter fanden sich sehr alte Notizen, obsolete Konzepte die man mal entwickelt und wieder verworfen hat, Studienunterlagen die schon mehr als 10 Jahre alt waren und dergleichen mehr. Nicht nur das diese Unterlagen unnötig viel Platz verbrauchen – ich habe sie auch seit sehr langer Zeit nicht mehr in der Hand gehabt. Sie waren einfach nur noch da weil ich sie damals im Regal verstaut hatte. So verständlich es auch ist, sich nicht leicht von Dingen trennen zu können die einen viel Zeit und Energie gekostet haben, letztendlich belasten diese Artefakte mit der Zeit mehr als sie einem bringen. Sich davon zu trennen ist eine wunderbare Übung im loslassen.

Loslassen = Neues zulassen
Loslassen können ist eine wesentliche Fähigkeit die universell einsetzbar ist. Ob es das alte, perfekt eingegangene Paar Wanderschuhe ist oder der endlich funktionierende Ablaufprozess in einem Unternehmen, es kommt der Zeitpunkt zu dem es notwendig sein wird loszulassen und sich ein neues Paar Schuhe anzuziehen. Je öfter man das macht, umso genauer weiß man schon worauf man bei der Auswahl des Schuhes achten muss und wie man die Eingewöhnungszeit optimal gestaltet. Mit einem neuen Wanderschuh gleich eine mehrtägige Tour zu unternehmen ist wie Sie sich denken können keine gute Idee. Das Risiko von unliebsamen Nebenerscheinungen ist einfach zu groß. Stattdessen sind ein paar kurze Spaziergänge ratsam um die passenden Socken, die richtige Schnürung und den richtigen Tritt zu finden.

Neues zulassen = gestalten
WienerInnen fragen ja gerne „za wos“ (= wozu) soll das gut sein bevor sie sich auf etwas Neues einlassen. Eine berechtigte und gute Frage. Nicht selten werden Neuigkeiten auf den Markt gebracht nur um der Neuigkeit willen aber nicht um etwas wirklich zu verbessern und neu zu gestalten. Es fehlt der rote Faden, die Vorstellung (oft auch Vision genannt) welches Problem damit gelöst, welche Tätigkeit damit erleichtert oder welches emotionale Befinden damit verbessert wird. Für mein Arbeitszimmer bedeutet das, Raum im wahrsten Sinne des Wortes zu schaffen. Durch das Ausmisten brauche ich einen Aktenschrank, zwei Aktenablagen und ein Eckregal nicht mehr und der Schreibtisch wird bald durch einen neuen, etwas kleineren ersetzt und wird statt in der Raummitte am Rand stehen. Mehr Gestaltungsfreiheit für wirkliche Raumgestaltung und Bewegungsfreiheit für Körper und Gedanken.

Gestaltungsfreiraum
Es kommt nicht von ungefähr, dass Künstlerinnenateliers meistens eine gewisse Größe haben. Auch wenn sich heute sehr viel an Gestaltung zwischen unseren Köpfen und einem Monitor abspielt, so ist trotzdem der Raum rundherum wichtiger denn je. Wenn es heißt „Mens sana in corpore sano“ – „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ dann sollte sich auch der gesunde Körper in einem „gesunden“ Raum aufhalten. Auch in Unternehmen hat sich das inzwischen herumgesprochen und es werden immer öfter spezielle Räume zum gemeinsamen denken und gestalten geschaffen. Ihre Wirkung entfalten diese Räume aber nur dann, wenn organisatorisch die gleichen Freiräume geschaffen werden. Ich höre oft „das Tagesgeschäft darf nicht darunter leiden“ wenn sich Menschen in solche Räume begeben. Dabei wird übersehen, dass es bald kein Tagesgeschäft mehr gibt wenn das sich Gedanken machen nicht Teil des Arbeitsalltag ist. So wie bei AthletInnen das Training und nicht der Wettkampf das Tagesgeschäft ist, muss das kontinuierliche Arbeiten am Unternehmen zum Tagesgeschäft werden. Schaffen Sie sich und anderen die nötigen Freiräume. Vereinfachen und verordentlichen Sie das was dazu notwenig ist.

Ihnen einen einfach gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach.

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