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Im Gespräch

Ein gutes Gespräch ist die Basis für gemeinsamen Fortschritt und  die Chance persönliche Entwicklung. Die digitale Welt gibt uns die Möglichkeiten mehr Gespräche zu führen als je zuvor doch diese leiden an der nötigen Tiefe. Wann hatten Sie zuletzt ein Gespräch das Sie erfüllt beendet haben? 

Wir müssen reden!
Egal ob im privaten Beziehungskontext oder im beruflichen Umfeld, eine solche Aufforderung wird oft negativ bewertet. Zumeist, weil im Vorfeld eben gar nicht oder nur oberflächlich kommuniziert wurde. Dabei bieten tief gehende Gespräche für die man sich Zeit nimmt eine große Chance Unklarheiten zu beseitigen, unterschiedliche Ansichten abzuwägen und Probleme gemeinsam zu lösen. 

Sowohl als auch
Die Technik hat uns in den letzten hundert Jahr Möglichkeiten in die Hand gegeben jederzeit und allerorts erreichbar und miteinander kommunizieren zu können. Das wir nicht für jedes Gespräch durch die Welt reisen oder den Briefpostweg abwarten müssen hat nicht nur den Vorteil eines geringeren CO2-Fußabdrucks sondern auch einen erheblichen Geschwindigkeitsvorteil. Inzwischen wissen wir aber aus Erfahrung, dass nicht nur digitale Kommunikation alleine der Schlüssel zum Erfolg ist. Auch der persönliche Kontakt am Anfang jeder persönlichen Zusammenarbeit macht einen großen Qualitätsunterschied. 

Die persönliche Wahrnehmung
Wir alle sind mit fünf Sinnen ausgestattet die wir bewusst und auch unbewusst bei jedem persönlichen Zusammensein einsetzen. Wir sehen unser Gegenüber an und nehmen deren Präsenz in Form von Gestik und Mimik wahr. Wir hören deren Worte mit unterschiedlichen Betonungen und Aussprache. Wir riechen den natürlichen künstlichen Geruch und fühlen bei Berührungen deren Haut und bemerken dabei ob die Person warme, kalte oder schwitzende Hände hat. Und falls es eine sehr persönliche bzw. intime Unterhaltung ist bei der man sich küsst, schmecken wir die Person sogar. All diese Sinneseindrücke formen in uns ein bildhaften Eindruck der sehr lange anhält. Zugleich interpretieren wir diesen Eindruck ob wir dieser Person vertrauen können oder nicht. 

Das digitale Abbild
In der digitalen Kommunikation werden diese Eindrücke stark beschnitten. Sehr oft wird nur per Text „gesprochen“ ohne die Chance eines Gesamteindrucks. Es entsteht ein verzerrtes Bild in unserem Gehirn das der Person selten gerecht wird. Dazu kommt noch die Verkürzung durch technische Begrenzung je nach Wahl des Kommunikationsmittels in Form von Zeichenanzahl je Nachricht oder Dauer einer Sprachnachricht. Selbst bei Videokonferenzen tragen manchmal schlechte Ausleuchtung, Ton- und oder Bildqualität dazu bei, dass wir uns davon ablenken sehr leicht ablenken lassen. 

Beides zusammen
Bis dato habe ich die Erfahrung gemacht, das bei einer Zusammenarbeit die über längeren Zeitraum nicht am gleichen Standort stattfindet, ein persönliches Treffen zu Beginn und ein Gespräch beider eine lohnende Investition ist. Jeder hat danach das sprichwörtliche Bild vom anderen im Kopf und – zumindest bei mir ist es so – hört beim Lesen von Emails deren Stimme im Kopf oder hat die gespeicherte Präsenz vor Augen wenn man miteinander telefoniert. Das macht auch das Lesen zwischen den Zeilen viel einfacher – eine weitere Dimension die nur nach einem persönlichen Treffen effektiv möglich ist. 

Kompensationswahrnehmung
Ich gebe zu, ich weiß nicht ob es diesen Begriff gibt. Was ich damit meine ist, dass unsere Vorstellung von einer anderen Person, die fehlende Sinneseindrücke selbständig ergänzt. Das passiert entweder im wishful thinking Modus wenn wir die andere Person mögen möchten oder im Ablehnungsmodus wenn wir Vorbehalte oder gar Vorurteile haben. Die Überraschung bei einem realen Treffen ist dann so oder so garantiert. Dem entgeht man nur, wenn man, sofern machbar, möglichst bald Zeit in ein reales Treffen investiert. 

Einfach miteinander reden
Ein Gespräch zu führen, vom dem beide danach sagen das es sie bereichert und ihnen vielleicht sogar Freude gemacht hat, ist heute notwendiger denn je. Selbst ein Streitgespräch kann diese Kriterien erfüllen und eine positive Wirkung entfalten. In vielen Unterhaltungen wird viel geredet aber nur sehr wenig gesagt. Davon bräuchten wir aber mehr. Nicht nur um unsere Lebensqualität zu steigern, sonder auch um besser sachlich Probleme zu besprechen und Lösungen zu finden. Treffen Sie sich einfach und sprechen miteinander darüber. 

Ihnen eine einfach gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach. 

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