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Stabilität

Stabilität ist ein oft bemühter Begriff. Besonders in Zeiten starker Veränderung wird Stabilität tendenziell öfter bemüht. Das mag daran liegen, dass wir Menschen Gewohnheitstiere sind und lieber in unserer Komfortzone verharren als Veränderung, man könnte auch Instabilität sagen, aktiv zu gestalten. Aber ist unser Leben wirklich so stabil wie wir glauben? 

Gleichgewicht
Jeder der schon mal das Gleichgewicht verloren hat, weiß welche schmerzhaften Folgen das haben kann. Deswegen ist es nur logisch, dass wir diese zu vermeiden versuchen. Sekündlich arbeitet unser Muskelsystem daran durch Mikrobewegungen den Körper im Gleichgewicht zu halten. Kurzzeitig instabile Momente werden sogleich ausgeglichen. Da wir das seit Kindesalter gelernt haben, fällt es uns erst auf, wenn wir krankheits- oder unfallbedingt wieder gehen lernen müssen. Das beweist auf körperlicher Ebene, dass wir lernen können mit instabilen Situationen umzugehen. 

Fortbewegung
Ein Gegenstand bewegt sich nur dann fort, wenn er seine stabile Lage aufgibt. Spannender Weise hilft uns die Physik dabei, dass selbst in der instabilen Fortbewegung eine stabile Situation hergestellt werden kann. Denken Sie an die Fliehkräfte und Zentrifugalkräfte. Nur wenn wir es übertrieben und andere Kräfte, wie z.B. die Reibungskraft, negieren, wird es uns wahrscheinlich aus der Bahn werfen. 

Gedanken und Entscheidungen
Das was uns die Natur auf physikalische Art vormacht, lässt sich auch auf unsere mentale Welt übertragen. Die Evolution hat uns gezeigt, dass minimale aber stetige Anpassungen an unsere Umwelt ein Garant für Verbesserung sind. Manchmal sind sie so klein, dass wir sie kaum wahrnehmen. Dieses Wechselspiel zwischen Stabilität und Instabilität sichert unsere Weiterentwicklung und lässt und lernen. 

Aus Instabilität lernen
Jeder von uns kennt Menschen, die kurzzeitig aus der Bahn geworfen wurden und trotzdem wieder in die gleiche oder manchmal auch in eine andere Spur gefunden haben. Es liegt in der Natur des Menschen, dass wir die Kapazität haben aus unseren Erfahrungen zu lernen. Je mehr Erfahrungen wir machen, umso eher sind wir auf Ereignisse vorbereitet, die uns in Instabilität versetzen. Deswegen trainieren Sportler unter verschiedensten Bedingungen um für besondere Vorkommnisse gerüstet zu sein. Einen Schwung auf dem Kinderhügel zu perfektionieren hilft einem auf der Streiff recht wenig. 

Instabilität in Organisationen
Das was für einzelne Menschen gilt, gilt natürlich auch da wo mehrere Menschen gemeinsam versuchen etwas zu erreichen. Besonders in Zeiten größerer Umbrüche wie z.B. der Digitalisierung, ist es unabdingbar, dass sich alle mit diesen Veränderungen aktiv auseinandersetzen. Verdrängung ist die Methode die nur eines garantiert: das nächste Schlagloch auszublenden und sich dann zu wundern warum man von der Straße fliegt. Um das zu verhindern, ist es wichtig die Veränderungen möglichst klein zu halten, da diese Instabilität recht leicht ausgeglichen werden kann. Je öfter kleine Instabilitäten erfolgreich ausgeglichen werden, umso höher wird das Selbstvertrauen auch größere Abweichungen aus der Komfortzone zu bewältigen. 

Aus aktuellem Anlass
In der politischen Landschaft wird in Österreich gerade Neuland betreten. Der ausgerufene Wunsch nach Stabilität zeigt, wie ungewohnt instabile Phasen der Veränderung hierzulande sind. Das solche Situationen dann für Unwohlsein sorgen ist nicht verwunderlich. Große Lerneffekte in kurzer Zeit sind unbequem und eine große Herausforderung für viele. In Italien lächelt man hingegen darüber. Dort gehört es „zur Folklore“ (Zitat Armin Wolf, ZiB2) das in kurzen Intervallen neu gewählt wird. Zumindest die ansteigende Wahlbeteiligung zeigt mir, dass wir alle bereit dafür sind, mitzubestimmen und uns einzubringen. Damit ist die wesentlichste Grundzutat für den Umgang mit (In)Stabilität vorhanden und muss weiter gepflegt werden. Am besten gleich ab morgen. Einfach als aktives Vorbild voran gehen und andere motivieren sich auch aktiv einzubringen. 

Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach. 

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