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Digitalkultur

New Work, working out loud und andere Buzzwords sind derzeit in aller Munde und Medien. Einige davon hat seine Berechtigung, anderes ist bloß alter Wein in neuen Schläuchen. Wer in und mit seinem Team wirklich etwas bewirken will, kommt um eine an die Digitalisierung angepasste Kultur nicht herum. Es braucht eine Digitalkultur. 

Was ist Kultur?
Im unternehmerischen Kontext beschreibt eine Kultur vor allem die nicht greifbaren Verhaltensmuster in der Organisation. Die Kultur ist das, was neue Mitarbeiter erlernen müssen, um „gut zu funktionieren“ und nicht für Irritationen sorgen. Kultur ist, wenn die neue Mitarbeiterin dezent darauf hingewiesen wird, dass sie niemals den Vorgesetzten übergehen darf um eine Aufgabe an den Mitarbeiter einer anderen Abteilung zu delegieren. Kultur ist, dass es ok ist wenn der Bereichsleiter zu Meetings immer zu spät kommt, zwischendurch telefoniert und ohne Entscheidungen zu treffen früher gehen muss. Kultur ist das gemeinsame Mittagessen in immer der gleichen Runde unter Kolleginnen. 

Warum alles ändern?
Änderungen, besondere jene die uns selbst betreffen, sind immer unangenehm und mühsam. Wir müssen unsere Komfortzone verlassen und neue Gewohnheiten erlernen. Warum also wieder alles von vorne? Zum einen ändern sich die Rahmenbedingungen unter denen wir alle arbeiten. Technologisch ist heute viel mehr möglich als noch vor zehn Jahren. Abläufe die wir vor damals noch auf Papier abgewickelt haben, können nun rein elektronisch und sehr oft sogar voll automatisiert durchgeführt werden. Menschliches eingreifen ist nur mehr in Form von Kontrolle oder im Fehlerfall notwendig. Zum anderen benötigen wir neue Fähigkeiten und Fertigkeiten um diese automatisierten Abläufe zu etablieren und weiter zu entwickeln. 

Demokratisierung der Information
Da Informationen nun digital vorhanden sind, entfällt die ortsgebundene Hoheit darüber. Wenn früher jemand die Herrschaft über eine große Aktenablage hatte, sind die darin enthaltenen Informationen nun grundsätzlich von überall und für jeden zugänglich. Damit entfällt, jedenfalls theoretisch, auch die Notwendigkeit diese Informationen an einem bestimmten Ort zu bearbeiten. Daraus folgt, dass theoretisch auch MitarbeiterInnen nicht mehr zwangsweise physisch anwesend sein müssen um Ihre Arbeit zu erledigen. Und daraus wiederum folgt, dass jene die früher primär durch Kontrolle der Anwesenheit die Tüchtigkeit der Belegschaft überprüften, nun ohne Kontrollmöglichkeit dastehen. Diesem verständlichen Gefühl kann nur mit einer anderen Einstellung begegnet werden. Es braucht eine passendere Kultur. Eine Digitalkultur. 

Digitalkultur
Wenn Sie sich nun ein Patentrezept erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen. Es gibt aber ein paar Zutaten, mit denen die eigens (weiter)entwickelte Unternehmenskultur Ihnen im täglichen Arbeiten helfen und nicht hinderlich sein wird. 

Ausprobieren. In Zeiten in denen Sie binnen eines halben Tages ohne großartiges Fachwissen und so gut wie kostenlos eine neue Webseite erstellen können, lassen sich neue Ideen viel rascher verwirklichen. Mit einem Arbeitskreis für ein Kickoff für ein Projekt inklusive Plan und Budget zu beginnen, ist reine Verschwendung. Je früher Sie von Ihren Kunden (intern wie extern) Rückmeldung bekommen, ob diese Idee Potenzial hat, umso eher wissen Sie ob es beim ausprobieren bleibt oder ein besserer Prototyp daraus werden soll. Iteratives Vorgehen ist das das Gebot der Stunde. 

Zuhören. Jeder im Unternehmen hat Erfahrungen gesammelt. Innerhalb wie außerhalb der Arbeit. Diese Erfahrungen offen zu teilen ist eine wertvolle Quelle für neue Ideen und kontinuierliche Verbesserung. Gleichzeitig sorgt diese gegenseitige Wertschätzung für ein besseres Arbeitsklima. Warum also etwas ver- oder behindern das in den Kaffeepausen sowieso stattfindet.  

Vorbild sein. Zugegeben, dass ist die schwierigste Zutat. Sich selbst zuerst ändern damit sich die anderen auch ändern (ohne die Garantie das es wirklich passiert) ist zwar mühsam aber nachhaltig. So eine Veränderung funktioniert übrigens nicht nur top-down sondern auch bottom-up. Es mag etwas länger dauern bis Ihre Vorgesetzte ein neues Verhalten von Ihnen annimmt, aber wenn es für sie nützlich ist wird es passieren. Sie haben also auch die Möglichkeit eine Kulturänderung einzuleiten und voran zu treiben. Lassen Sie die kleinen Erfolge für sich sprechen.

Wo bleiben die Tools?
Ohne die zuvor in Veränderung gebrachte Kultur gilt weiterhin der Spruch: „A fool with a new tool is still a fool.“ Die coolsten neuen Werkzeuge in Form von Software Apps, 3D-Drucker und, besonders beliebt, Kollaborations-plattformen, werden nach kurzer Zeit bestenfalls Staub ansetzen wenn damit nicht sinnvoll gearbeitet werden kann und darf. Was nützt Ihnen einen toller neuer Spielplatz wenn Sie den Schlüssel dafür nie hergeben. Übrigens: es lässt sich erstaunlich viel auch ohne digitale Tools an innovativer Arbeit leisten die später digital abgebildet wird. 

In unserer digitalen Welt sind Maschinen inzwischen besser vernetzt als wir Menschen. Wenn wir es schaffen, unsere Köpfe spielend leicht öfters zusammen zu stecken, werden wir auch weiterhin großartige Dinge zustande bringen. 

Hören Sie zu. Probieren Sie es aus. Seien Sie Vorbild. 

Aber vor allem: Machen Sie`s einfach! 

Ihnen eine einfach gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach. 

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