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Zukunftsspekulation

Wie halten Sie es mit der Zukunft? Ist die Zukunft für Sie vorherbestimmt oder nehmen Sie die Sache selbst in die Hand und gestalten die Zukunft? Wenn Sie den zweiten Weg bevorzugen, stellt sich die Frage, in welche Richtung sollen Sie ihre Zeit und Ressourcen fokussieren um möglichst die Zukunft zu erleben die Sie möchten. Eine Frage von Zukunftsspekulation. 

Spekulieren, echt jetzt?
Über etwas zu spekulieren hat einen gewissen Beigeschmack. Es schwingt die Bedeutung aus der Finanzwirtschaft mit in der entweder von riesigen Gewinnen (meist auf Kosten anderer) oder von ebenso riesigen Verlusten (immer auf Kosten anderer) die Rede ist. Spekulation kann und sollte man, besonders in Bezug auf die Zukunft, als positive Auseinandersetzung in Form eines strukturierten Prozesses verstehen. Aus Designer-Kreisen entstammt der Begriff Speculative Design und beschreibt die systematische Auseinandersetzung mit möglichen Zukünften. 

Plausibel, wahrscheinlich, bevorzugt
Ursprünglich geht die Methodik speculative design auf eine Arbeit von Anthony Dunne und Fiona Raby zurück die ihre Arbeit im Design von Dingen auf mögliche Zukünfte ausdehnten. Dabei entstand das Modell des „future cone“, ein auf einem Zeitstrahl in die Zukunft gerichteter, offener Trichter innerhalb dessen sich unsere denkbaren Zukünfte befinden. Dabei klassifizieren die beiden Autoren die erdachten Szenarien in wie plausibel, wahrscheinlich und bevorzugt diese sind. 

Inklusion
Wesentlicher Teil dieser Gestaltungsmethodik ist das regelmäßige miteinbeziehen der betroffenen Personengruppen um deren latenten Bedürfnisse besser berücksichtigen zu können. Vor über hundert Jahren konnten die Menschen nicht den Wunsch nach einem Auto artikulieren – den Wunsch nach schnelleren Pferden aber schon. Dieses abstrahieren der Bedürfnisse sowie Berücksichtigung der Emotionen hinsichtlich neuer Ideen ist unabdingbar um eine mögliche Zukunft auch für die Gesellschaft akzeptabel zu gestalten. Wenn man sich heute Filme aus den 50er Jahren über die Zukunft ansieht, kommen darin zwar jede Menge Roboter vor aber die Rollenverteilung in der Familie und im Haushalt ist immer noch wie sie damals war: der Mann arbeitet und die Frau steht in der Küche. Etwas das sich bis heute geändert hat und wer weiß, sich zukünftig vielleicht auch noch weiter ändern wird. 

Alltagstauglichkeit
Bei einem von Liechtenecker veranstalteten Kurzworkshop habe ich die Methodik speculative design ausprobieren dürfen. Trotz der sehr engagierten und offenen TeilnehmerInnen waren es sehr intensive dreieinhalb Stunden in denen wir uns in Gruppen mit dem Thema „autonomes fahren“ beschäftigten. Ein Thema das technologisch bereits Alltag ist aber noch nicht im Alltag von uns allen angekommen ist. Eines vorweg: ohne dem richtigen Mindset sich mit der Zukunft auseinander setzen zu wollen, wird kein brauchbares Ergebnis dabei entstehen. Mit entsprechender Moderation ist es aber eine sehr spannende Methode, in Unternehmen die Weiterentwicklung konstruktiv voranzutreiben. Man darf sich aber keine Quick-Wins erwarten zumal es auch Sinn und Zweck der Methode ist, mögliche Zukünfte nicht nur zu beschreiben oder visuell darzustellen sondern auch in Form von Prototypen haptisch erlebbar zu machen. Und das erfordert einfach mehr Zeit und Ressourcen. 

Wieviel Spekulation ist genug?
Gegenfrage: Wieviel Innovation ist genug? Innovation ist die Manifestation unserer Weiterentwicklung als Mensch und Gesellschaft. Technologische aber auch soziale Innovation ist notwendig um unsere Zukunft entstehen zu lassen. Vielleicht ist autonomes Fahren nur ein Zwischenschritt zur Technologie des Beamens. Die soziale Akzeptanz dafür ist jedenfalls notwendig um sich auf diese und andere Formen der Mobilität einzulassen. Was uns Menschen jedoch immer weiter gebracht hat, war nicht nur neues auszuprobieren sondern die Art und Weise wie man das macht, strukturiert und effizient zu gestalten. Auch wenn specualtive design als Methode nicht von heute auf morgen Ergebnisse liefert, ist sie sicher ein tauglicher Hebel mit dem die Zukunft von Unternehmen nachhaltig gestaltet werden kann. Probieren Sie es einfach aus. 

 

Ihnen einfach eine gute Woche, 

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach. 

 

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