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Computertan

Im Kapitel 1 der Genesis heißt es: „Macht Euch die Erde untertan.“ Das hat die Menschheit in den letzten Jahrhunderten sehr gut hinbekommen. In vielerlei Hinsicht sogar zu gut. Wenn wir es also schon mit den Ressourcen der Erde (fast) verbockt haben, sollten wir den gleichen Fehler nicht auch noch bei der Digitalisierung begehen. Seien wir nicht mehr den Computern hörig sondern machen wir sie wieder zu unserem Untertan: dem Computertan. 

Der Computer hat nicht immer recht
Sie haben es sicher schon auch selbst erlebt, dass Ihnen ein Mensch der vor einem Computer sitzt erzählt, dass dieses oder jenes nicht ginge, weil der Computer das so nicht anzeigt. Darin erkennt man schon die vollkommene Hörigkeit gegenüber der kleinen strombetriebenen Rechner. Das Fehlen des gesunden Hausverstandes mit dem ein vermeintliches Ergebnis einfach zu hinterfragen wäre, ist in vielen Lebensbereichen abhanden gekommen. Wir haben es uns, teils aus Bequemlichkeit, abtrainieren lassen und glauben dem was uns so ein Computer mitteilt. 

Paradoxe Hilfestellung
Es gibt de facto keinen Lebensbereich mehr in dem Computer noch nicht vorgestoßen sind. Das ist per se nicht verwerflich, da die Kernkompetenz von Computern – wiederkehrende Tätigkeiten ermüdungsfrei und immer korrekt durchzuführen – uns Menschen einfach überlegen ist. Da ich nun seit knapp zwei Wochen im Selbstversuch Digitalminimierung betreibe, ist die Nutzung der „Bildschirmzeit“ auf meinem Smartphone zwecks Analyse und (Selbst)Überwachung paradox. Dennoch hilft es mir, mein Verhalten entsprechend zu ändern. 

Lernpendel
Viele neue Entwicklungen durchlaufen aus meiner Beobachtung eine Pendelbewegung. Es beginnt langsam, nimmt zur Mitte hin an Fahrt auf und beschleunig bis zum anderen Ende in ein Extrem. Danach beginnt eine Gegenbewegung, wie zum Beispiel das „digital detoxing“ bei dem sich Menschen in Gegenden ohne jeglichen Internetzugang oder andere digitale Medien flüchten. Die Ähnlichkeit zu Entzugskliniken ist dabei nicht von der Hand zu weisen. Nach einer gewissen Zeit pendelt sich der Umgang mit der vormals neuen Technologie bei einem für den Menschen vertretbaren Maß ein. Vermutlich liegt dieses Lernpendel darin begründet, dass es in der Natur einiger Menschen liegt, Grenzen auszutesten. 

Die gute Mitte
Beobachtet man die Berichterstattung über die Digitalisierung, stellt man recht rasch fest, dass es weder gut ist sich dieser Entwicklung zu entsagen noch sinnvoll sich ihr über die Maßen zu verschreiben und darin ein Allheilmittel zu suchen. Was meiner Meinung nach noch fehlt, ist die gute Mitte. Vermutlich liegt diese für Sie persönlich auch wo anders als für mich. Jeder muss für sich selbst herausfinden wie tief diese Entwicklung in das eigene Leben Einzug hält. Diese Selbstverantwortung müssen wir wieder verstärkt wahrnehmen und dürfen Sie uns keinesfalls diktieren lassen. 

Die Computertanen
Gerade bei dem Hype um künstliche Intelligenz wird vielen Menschen Angst und Bange weil es zum einen noch immer ein Experimentierfeld ist und noch nicht abzuschätzen ist wie sich letztendlich diese Technologie auf unser Arbeitsleben auswirken wird. Fest steht jedenfalls, dass es an uns selbst liegt zu entscheiden, ob wir uns von der Technologie treiben lassen oder wir die Herrschaft über die Technologie behalten wollen. Ich plädiere für Letzteres. Der technologische Fortschritt der letzten beiden Jahrzehnte hat eine Geschwindigkeit erreicht, die für viele Menschen nur mehr schwer greifbar ist. Wir sind so fasziniert davon, dass wir uns nicht mehr die Zeit nehmen darüber zu reflektieren, was diese Entwicklung mit uns macht, ob wir das so wollen und welchen echten Mehrwert wir damit erzielen. Ich bilde mir aber ein, dass auch in dieser Hinsicht das Pendel langsam zurückschwingt und sich mehr Menschen diesen Gedanken stellen. Beruflich und privat gleichermaßen.

Deshalb mein Appell für das Digitalzeitalter: „Macht Euch die Computer untertan.“

 

Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach. 

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