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Innovationsgewohnheit

Jedes Jahr etwas Neues. Seit ich mich erinnern kann, gab es in allen Branchen jährliche Fixpunkte zu denen Neues vorgestellt wurde. Früher vor allem durch viele Fachmessen institutionalisiert, bekam man als Endverbraucher die Möglichkeit sich über die neuersten Trends und Produkte zu informieren. Innovation wurde sozusagen verinnerlicht und zur Innovationsgewohnheit.

Unterschiedliche Geschwindigkeiten
Vor der Zeit der flächendeckenden Computerisierung und des  Internets verlief alles etwas langsamer. Die Zyklen in denen neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt wurden waren länger. Nicht zuletzt, weil die Entwicklung länger dauerte, Feedback vom Markt schwieriger zu bekommen und die Bekanntmachung via Internet noch nicht möglich war. Mit der Beschleunigung durch das Computerzeitalter begannen zwei parallele Entwicklungen. Einerseits die Weiterentwicklung neuer Technologien und andererseits deren Nutzung in Form von neuen Produkten. Ein Kopf an Kopf Rennen das nicht immer synchron verläuft. 

Technologischer Fortschritt
Technologische Innovationen die sich zum Zeitpunkt X in einem Endprodukt wiederfinden haben schon eine lange Reise hinter sich. Manche Hersteller trauen sich solche Technologien schon frühzeitig einzusetzen, andere warten noch etwas zu bis eine für sie akzeptable Nutzung und Verlässlichkeit gegeben ist. Das führt dazu, dass schon mal etwas Zeit ins Land ziehen kann bevor wieder etwas Neues auf den Markt kommt. 

Gesellschaftliche Entwicklung
Viele technologische Innovationen gehen mit einer Verhaltensänderung einher. Wie wir alle sicher auch aus eigener Erfahrung wissen, brauchen solche Verhaltensänderungen gerne mal ein wenig Zeit um sie anzunehmen. Die Gaußsche Normalverteilung geht von zirka zwei Prozent „Innovatoren“ und zirka zehn Prozent „early adopters“ aus bevor die Mehrheit sich einer neue Entwicklung annimmt.

Antrainierte Gewohnheiten
Am Beispiel der Mobiltelefonie ist gut zu beobachten wie wir bereits in den 90ern durch entsprechende Mobilfunkverträge dazu „erzogen“ wurden uns alle zwei Jahre oder sogar jedes Jahr darüber Gedanken zu machen ob nicht ein neues Handy besser wäre. Dieses gemeinsame Strategie der Mobilfunkbetreiber und Handyhersteller hat beiden über Jahre enorme Umsätze beschert. Die Nachfrage stieg schneller als die technologische Entwicklung fortschritt. 

Erwartungshaltung
Was haben Sie sich beim letzten Black Friday gegönnt? Inzwischen weiß jeder, dass zu bestimmten Zeiten Kaufanreiz erhöhende Aktionen erfolgen. Angebote vor bestimmten Feiertagen und der Abverkauf danach. So wie wir uns daran gewöhnt haben mit Kaufentscheidungen bis zur nächsten Rabattaktion zu warten, erwarten wir uns zugleich die neuersten Modelle mit noch mehr an Funktionalität und Leistung ohne zwingend deren Notwendigkeit für unseren Anwendungsfall zu hinterfragen. 

Reifezeit
Geduld ist in der heutigen Zeit zur Mangelware geworden. Vor allem wenn es darum geht, bestimmte Entwicklungen einfach abwarten zu können. Wir müssen uns darauf einstellen, dass Plateauphasen eintreten in denen die gesellschaftliche oder auch technologische Entwicklung nicht im üblichen Tempo fortschreitet und bis zum nächsten größeren Durchbruch die Zeit erst reifen muss. Das bedeutet aber nicht, dass in dieser Zeit alles still steht. Die Entwicklung geht natürlich weiter aber vorerst noch ohne vermarktbare Erfolge. 

Geduld oder Ungeduld als Gewohnheit?
Die Ungeduld und Unzufriedenheit der InnovatorInnen hat die technologische und gesellschaftliche Entwicklung der Menschheit stetig vorangetrieben. Dennoch sollten wir uns immer wieder vor Augen führen, dass manches eben nicht von heute auf morgen anders sein kann und uns in Geduld üben. Dabei die Hände in den Schoß zu legen und nichts zu tun wäre allerdings genauso wenig nicht zielführend. Stetig weiter arbeiten führt garantiert zum nächsten Entwicklungsschritt. Manchmal etwas früher. Manchmal etwas später.

Ihnen einfach eine gute Woche,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht es einfach. 

   

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