Diskurs ist mitunter mühsam, langwierig aber notwendig. In einem Diskurs setzen wir uns mit Thesen und Fakten auseinander, die unseren Alltag beeinflussen. Idealweise entsteht dabei eine neue Erkenntnis und Sichtweise die in Summe mehr Vorteile bringt als die bloße Gegenrechnung oder Summe der einzelnen Positionen. Die digitale Welt bringt dafür neue Möglichkeiten und zugleich ein paar Fallstricke. Wie kann ein digitaler Diskurs gut funktionieren?

Es beginnt innen

Der innere Dialog ist die erste Instanz um Neues aufzunehmen und einzuordnen. Man versucht sich einen Reim darauf zu machen, was das für einen selbst bedeutet. Ist es jetzt aktuell relevant? Hat es eine unmittelbare Auswirkung auf mich? Muss ich etwas dafür oder dagegen tun um die Auswirkungen zu verhindern oder zu verstärken? Gelingt einem das, kann man sich über die nächsten Schritte Gedanken machen.

Aufklärung

Findet man im eigenen Inneren keine Erkenntnis, wendet man sich an sein unmittelbares Umfeld um neue Informationen zu bekommen. Die Mittel dafür sind in der heutigen Zeit durchwegs anders als noch vor dem Internetzeitalter. Was früher das Lexikon war ist heute eine Suchmaschine. Was die beiden Quellen aber maßgeblich unterscheidet, ist die redaktionelle Bearbeitung. In einem Lexikon wurden die Einträge vorher sorgsam redaktionell bearbeitet und auf faktentreue geprüft. Eine Suchmaschine ist ein technischer Vorgang, der nur nach bestimmten Kriterien sucht aber keine inhaltliche Prüfung durchführt. Da heutzutage wirklich jeder alles ins Internet schreiben kann, ist diese Gefahr der Desinformation allgegenwärtig. Mit etwas Spielerei können sogar die Suchformeln dahingehend beeinflusst werden, dass Suchergebnisse nach ganz vorne gespült werden, die keine inhaltliche Relevanz haben. Umso wichtiger wird das gemeinsame Verständnis über Zustandekommen von Informationen und deren Richtigkeit. Gerüchte verselbstständigen sich ungleich schneller als bestätigte Fakten.

Zuhören

Bei etwas selbstkritischer Betrachtung stellen wir fest, dass wir tendenziell zuhören um lösungsorientiert zu antworten. Bevor das möglich ist, müssen wir aber zuhören um zu verstehen. Ohne Wertung und innerlichen Abgleich ob wir dem persönlich zustimmen oder vom Gegenteil überzeugt sind. Das ist keine leichte Aufgabe. Schon gar nicht wenn man sich nur virtuell gegenübersitzt und via Tweets, Kommentare oder in einem Chat Standpunkte austauscht. Nur sehr selten liest man eine Frage des Gegenüber die darauf abzielt inhaltlich richtig zu verstehen. Selbst in mündlichen Gesprächen kann man wunderbar aneinander vorbei reden. Schriftlich ist das noch einfacher. Dieses aufmerksame Zuhören oder Lesen um zuerst zu verstehen ist essentiell für eine konstruktive Auseinandersetzung. Ohne dem driftet man unweigerlich auf Nebenschauplätze ab, die mit dem ursprünglichen Thema nichts mehr gemein haben.

Lernbereitschaft

Zuhören bedeutet auch die Bereitschaft Neues zu lernen, verstehen zu wollen und aktiv an einem Kompromiss zu arbeiten. Einen Standpunkt zu haben ist gut, schränkt aber zugleich die Möglichkeit ein, andere Perspektiven einzunehmen. Wir brauchen alle einen Aktionsradius um unseren Standpunkt. Dadurch erlangen wir einen viel größeren Wirkungskreis. Und da, wo sich Wirkungskreise überlappen, ist der Weg frei für gemeinsame Kompromisse.

Digitaler Diskurs

Sehr viele Diskurse werden inzwischen über digitale Kanäle geführt. Die mangelnde physische Nähe, sich dabei persönlich in die Augen sehen und spüren können, ist eine Qualität die digital noch nicht ersetzt werden kann. Das hat Vor- und Nachteile für die teilnehmenden Personen. Daher ist es umso wichtiger, sich auf Rahmenbedingungen für solche Diskurse zu einigen. Das gilt für den internen Diskurs in Unternehmen ebenso wie für den öffentlichen Diskurs auf den diversen Plattformen.

Emotionen

Aufklärung, zuhören und Lernbereitschaft klingt sehr rational. Es spricht überhaupt nichts gegen emotionale Diskussionen, sofern die Emotionen positiv für eine Sache und nicht negativ gegen andere Personen eingesetzt werden. Es wurde noch nie jemand durch Herabwürdigung oder Geringschätzung für einer Sache gewonnen. So ein Verhalten ist weder zu akzeptieren noch zu tolerieren.

In den Diskurs zu gehen und zu bleiben ist das was unsere Gesellschaft immer wieder vor Herausforderungen stellt und zugleich aber unsere Entwicklung voranbringt. Es ist notwendig, im Kleinen wie im Großen zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, daraus zu lernen und neue Lösungsmöglichkeiten für bestehende Probleme zu finden. Worüber werden Sie in der kommenden Woche diskutieren?

Bis zum nächsten Mal,

Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher

Macht Digitales einfach.

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