Digital Distancing hat bereits mit der alltäglichen Nutzung von E-Mail, Chats und Instant Messaging begonnen. Mit diesen Kommunikationsmitteln wurde es immer weniger notwendig, in persönlichen Face2Face Kontakt zu treten um etwas zu besprechen. Zusätzlich konnten, bei gleichem Aufwand, x-beliebig viele andere EmpfängerInnen in diesen Kontakt mit eingebunden werden. Brauchen wir zukünftig also gar keinen persönlichen Kontakt mehr?
Social Distancing
In der aktuellen Lage ist es absolut notwendig, den persönlich-physischen Kontakt zu minimieren um unser gesamtes Wirtschaftssystem aufrecht zu erhalten und manchen das persönliche und wirtschaftliche Überleben zu sichern. In diesen Fall können wir froh sein, über die digitalen Kommunikationsmöglichkeiten zu verfügen, und, eingeschränkt aber doch, wie bisher weiter zu machen.
Gesellschaftliches Defizit
Nach einigen Monaten digital distancing merkt man aber, dass einem doch bestimmte Rituale und wertvoller persönlicher Austausch zu fehlen beginnen. Die mehr oder weniger zufälligen Treffen am Morgen bei der Kaffeemaschine, das gemeinsame Mittagessen in der Kantine oder die Rauchpausen zwischendurch, waren immer ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Interaktion in der nicht selten auch wichtige berufliche Neuigkeiten und Informationen ausgetauscht und so manche neue Idee geboren wurde. Virtuelle Kaffeepausen vor dem Monitor haben diese Qualität einfach nicht.
Home Office Vorteile
Der geringeren Anwesenheit im Büro steht eine angenehmere Arbeitsumgebung daheim gegenüber. Wenn es die Büroinfrastruktur nicht hergibt, dann können manche Tätigkeiten in einem ungestörten Umfeld einfach besser und effizienter erledigt werden. „Deep Work“ erledigt sich im Home Office ungestört rascher als im Großraumbüro. Selbst active-noise-cancelling Kopfhörer helfen nicht gegen plötzlich vorbei kommende KollegInnen die einem aus dem Arbeitsflow reißen.
Teamwork
Es gibt inzwischen einige Online-Werkzeuge, die gemeinsames [er]arbeiten möglich machen. Trotzdem sind wir noch nicht soweit, dass aus rein virtueller Zusammenarbeit der gleiche Mehrwert entsteht, wie aus physischer Zusammenarbeit in ein und demselben Raum. Die Stimmung in so einem Raum, die teilweise parallel laufenden, spontanen Interaktionen finden online nicht statt und rauben der Zusammenarbeit wichtige Impulse. Dazu kommt noch, dass bei der Arbeit an greifbaren Produkten, das haptische Erlebnis nicht vorhanden ist.
Die Hybridvariante
Schon vor der Pandemie haben viele Unternehmen mit tageweiser Arbeit aus dem Home Office gute Erfahrungen gemacht. Oftmals assoziieren wir immer noch eine Nicht-Erreichbarkeit mit der Arbeit die nicht vor Ort im Büro stattfindet. Davon muss man sich endgültig verabschieden. Der einzige Unterschied zwischen dem Büro und dem Heimbüro ist die geographische Lage. Schließlich sind manche KollegInnen auch im Büro einen ganzen Tag lang nicht gut erreichbar weil Sie an einem Workshop teilnehmen oder an langen Besprechungen. Der Effekt, zeitweise keine unmittelbaren Antworten zu bekommen, ist da wie dort der gleiche. Sollte das ein Problem sein, dann läuft auf einer ganz anderen Ebene etwas nicht rund.
Was ist nun besser?
Das lässt sich eindeutig beantworten: es hängt davon ab. Es hängt davon ab, welche Unternehmenskultur Sie in ihrem Unternehmen haben oder zukünftig haben wollen. Es hängt davon ab, wie sich Ihre Arbeit mit und für Kunden gestaltet. Es hängt davon ab, welche Möglichkeiten Ihre MitarbeiterInnen und KollegInnen haben oder bereitgestellt bekommen um teilweise auch von außerhalb des Büros arbeiten zu können. Als soziale Wesen, die wir alle nicht nur im Privatleben gerne mit anderen Menschen zusammen sein und etwas erleben und unternehmen wollen, tut man sicher gut daran, das auch im beruflichen Kontext zu beherzigen. Technologie ist primär als Ermöglicher zu sehen und nicht als Selbstzweck. Die spannende Herausforderung ist es, den für Sie passenden Anwendungsmix der vielen technischen Möglichkeiten zu finden um Digital Distancing zu vermeiden – zum Wohle Ihrer MitarbeiterInnen und KundInnen.
Bis zum nächsten Mal,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht Digitales einfach.