Alternativlos ist spätestens seit der Aussage von Angela Merkel im März 2010 im Kontext der Griechenlandkrise zu einem Schlagwort geworden. Dabei wurde bereits von Margaret Thatcher das TINA-Prinzip „there is no alternative“ angewendet um ihre Wirtschafts- und Gesellschaftspolitk durchzusetzen. Aber ist wirklich immer alles alternativlos?
Krisenfatalismus
Gerade in Krisenzeiten sehen wir uns immer wieder mit Entscheidungen konfrontiert, die nur eine sinnvolle Möglichkeit zulassen. Sinnvoll ist dabei das essentielle Wort. Wie in der Kommunikation gilt auch hier: man kann nicht nicht entscheiden. Denn auch sich nicht zu entscheiden und damit weitermachen wie bisher, ist bereits eine Entscheidung. Der Pandemie ohne Maskenpflicht und Abstandsregelungen zu begegnen wäre also auch eine Alternative gewesen. Vermutlich nicht die Beste.
Handlungsoptionen
Für jedes Problem gibt es mehrere Lösungen. Manche davon sind erprobt, manche wurden noch nie gewagt, manche sind zu teuer, für mache fehlt es an Know-how und für manche einfach nur der Mut es zu probieren. Um die erfolgsversprechendste Option zu finden muss man erst alle Optionen kennen. Hier wird oft zu rasch abgewürgt und nur mehr darüber lamentiert welche schlimmen Folgen das alles haben wird. Dabei ist es immer wieder überraschend, welche neuen Optionen sich auftun, wenn man möglichst viele davon auf den Tisch liegt und zwei oder mehrere Optionen zu einer ganz neuen Option verbindet. Erst dann macht es Sinn die Alternativen zu bewerten und sich für eine zu entscheiden.
Alte Zöpfe abschneiden
Sich mit neuen Alternativen auseinander zu setzen bedeutet manchmal sich von alten Praktiken zu trennen. Gerade in Krisensituationen erleben Unternehmen oft einen karthasischen Moment der sie und ihr Geschäft eine drastische Kurskorrektur vornehmen lässt. Teile der Produktion werden auf gänzlich andere Produkte umgestellt oder neue Vertriebsmöglichkeiten etabliert um weiter im Geschäft zu bleiben. Zu Übungszwecken lohnt es sich, wenn Sie sich ab und zu folgende Frage stellen: Was wäre, wenn morgen unsere Hauptumsatzquelle nicht mehr existiert? Wenn Sie mich als erstes nach dem Grund fragen würden, denken Sie noch nicht in Alternativen. Sie versuchen das Bestehende irgendwie am Leben zu erhalten. Das ist verständlich aber nicht zielführend.
Alternativ Los
Stellen Sie sich vor, Sie ziehen in der Lotterie das Alternativ Los. Damit können Sie etwas Neues aufbauen. Was wäre das? Welche vorhandenen Ressourcen könnten Sie dafür verwenden? Welches Know-how müssten Sie dafür aufbauen? Wie müsste die Transformation der alten Struktur in eine neue Struktur aussehen? Diese spannende Fragestellungen sollten Teil einer jeden Strategieklausur sein um zukünftig nicht mehr alternativlos entscheiden zu müssen. Denken Sie an die vielen kleineren und mittleren Unternehmen, die zu Beginn der Pandemie keine taugliche Online-Präsenz hatten und Hals über Kopf einen Online-Vertrieb aus dem Hut zaubern mussten. Eine Investition für die mangels Umsatz kaum Geld vorhanden war. Keine angenehme Situation in der man sein möchte.
TATA
Dem TINA-Prinzip wurde von Susan George das TATA-Prinzip „There are thousands of alternatives“ entgegen gestellt. Es müssen nicht immer so viele sein, aber die damit gemeinte Richtung ist klar. Es gibt Alternativen und es ist unsere stetige Aufgabe danach zu suchen und auf ihre Tauglichkeit zu überprüfen. Sich einfach der erstbesten Option hinzugeben darf keine Alternative sein. Das widerspricht unserer Evolution und dem neugierigen Drang uns und unsere Umwelt weiter zu entwickeln und zu verbessern.
Bis zum nächsten Mal,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht Digitales einfach.