Zoom, Facetime, Skype und viele andere Videokommunikations-Werkzeuge sind aktuell sehr beliebt. So sehr beliebt, dass seit Wochen Headsets und zum Teil auch Webcams genauso schwer zu bekommen sind wie Klopapier am Anfang der Krise. Das, vor dem sich bis dato noch viele gesträubt haben, wurde über Nacht zur Notwendigkeit und zur neuen Normalität. Stimmt es also doch, dass Krisen auch Chancen in sich tragen?
Digitale Kommunikation
Man kann jetzt schon sagen, dass diese Krise weit mehr zur Mainstream Digitalisierung beigetragen hat, als alle Initiativen davor zusammen. Diese unüberwindbare Notwendigkeit, temporär nicht wie gewohnt gemeinsam in die Arbeit zu fahren und sich in Meetings zu besprechen, wurde durch ein Zusammenführen dezentral sitzender Personen mit technischen Hilfsmitteln ermöglicht. Noch sind Anfangsschwierigkeiten in der Nutzung zu bemerken, aber auch diese nehmen von Tag zu Tag ab. Wenn man auf Youtube How-To-Videos für das bestmögliche Videokonferenz-Setup daheim findet, ist das ein untrügliches Zeichen für das Überschreiten des letzte Woche besprochenen Tipping Point.
Digitaleres Arbeiten
Viele Geschäftsprozesse sind heute schon soweit elektronisch unterstützt, dass es de facto egal ist, von wo die Steuerung erfolgt. Es ist nur eine Frage des sicheren und stabilen Zugangs zu diesen System. Was früher noch über Standleitungen und komplizierte Sicherheitsmechanismen erfolgen musste, wird heute über passwortgeschützte Web-Anwendungen oder VPNs (virtuelle private Netzwerke) ermöglicht. Ein spannender Nebeneffekt davon ist, dass so vieles, was aus Gewohnheit bis dato mehrfach ausgedruckt und abgelegt wurde, nicht mehr ausgedruckt wird. Vielleicht erleben wir ja doch noch den Tag an dem wir, zumindest in der Administration eines Unternehmens, das papierlose Büro realisiert sehen.
Sowohl als auch
Der stationäre Handel sah sich mit dem verordneten Schließen der Läden einer nicht bedachten Herausforderung ausgesetzt. Über Nacht ist ihm ein erheblicher Anteil seines Umsatzes abhanden gekommen. Bei manchen sogar der ganze Umsatz. Am Beispiel der kleinen stationären Buchhändler zeigt sich, dass selbst das nicht der Untergang sein muss. Kunden, die nicht mehr vorbeikommen konnten, meldeten sich und boten an, einen gewissen Geldbetrag zu überweisen und die Buchhandlung stellte dafür eine Auswahl an Büchern zusammen und versendete diese per Post. Eine praktische Art auch für die Zeit nach der Krise Kunden Angebote zu machen, die sie bei den großen Handelsketten nicht bekommen. Digitale Angebote und lokale Begegnungen im Geschäft schließen einander nicht aus, sie ergänzen sich.
Home und Office
Das sowohl als auch sollte als Hybrid-Modell auch für jene gelten, die hauptsächlich im Büro arbeiten. Die Kombination von daheim arbeiten zu können und im Büro für Besprechungen oder Workshops anwesend zu sein, wird sicher bei vielen für eine bessere und pragmatischere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sorgen. Dafür bedarf es vor allem einer Abkehr des Matras Anwesenheit ist gleich Leistung und einer Zuwendung zu ergebnisorientierten selbstbestimmten Arbeiten. Das ist für einige Führungskräfte und MitarbeiterInnen gleichermaßen eine Herausforderung. Eine Herausforderung die es sich lohnt anzunehmen.
Die Chance in der Krise
Diese Krise hat uns eine Menge an Sollbruchstellen aufgezeigt, die wir gemeinsam verbessern können und sollten. Nicht nur in Österreich und in der EU sondern weltweit. Wir wären gut beraten, wenn wir bei uns selbst anfangen und im nahen Umfeld bewerten, welche Änderungen wir vornehmen wollen. Die Krise hat uns gezeigt, dass wir improvisieren können. Wer hätte gedacht, dass Unternehmen plötzlich Ihre Produktionen umstellen und ganz andere Produkte herstellen. Wenn man will (oder muss), geht viel mehr als wir uns selbst und anderen zutrauen. Erhalten wir uns diese Erkenntnis und bauen darauf auf.
Ihnen eine einfach gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht es einfach.