#155 | Verantwortungsbewusstsein
Verantwortungsbewusstsein entsteht aus dem Bewusstsein, für etwas oder jemanden Verantwortung zu übernehmen. Etwas das viele haben und als normal verstehen aber je nach Kultur der jeweiligen Organisationsform (Familie, Team, Unternehmen) unterschiedlich gelebt wird.
Die Schuldfrage
Viele setzen Verantwortung übernehmen mit Schuld haben gleich. Das ist nicht richtig und vielleicht der Grund dafür, dass gefühlt immer weniger Menschen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Trotzdem gibt es eine Grauzone. Wenn ein Mitarbeiter eines Unternehmens zum Beispiel unterlässt, eine wichtige Information weiterzugeben, ist das natürlich nicht die direkte Schuld der Führungskraft. Sie muss sich aber dennoch fragen, welche vorhandenen Mittel und Wege nicht funktioniert haben und nachgebessert werden müssen um das gleiche Verhalten zukünftig zu vermeiden.
Gestaltungsfreiheit
Wenn Sie jemanden eine Verantwortung übertragen, kann das nur mit der gleichzeitigen Übertragung gewisser Gestaltungsfreiheiten erfolgen. Sie würden Ihr Kind auch nicht zum Einkaufen schicken ohne ihm Geld mitzugeben, oder? Wenn doch, können zwei Dinge passieren: entweder kommt Ihr Kind ohne Einkauf zurück, ist enttäuscht und wird sich der Blamage an der Kassa vermutlich nicht nochmals aussetzen wollen, oder Ihr Kind kommt mit dem Einkauf nach Hause und hat ohne zu bezahlen das Geschäft verlassen weil es Sie nicht enttäuschen wollte. Wenn Sie viel Glück haben, hat es den Einkauf anschreiben lassen und Sie dürfen den Einkauf im Nachhinein legal erwerben.
Fachliche Fähigkeiten
Von jemanden Verantwortungsbewusstsein einfordern funktioniert auch nur dann, wenn diese Person neben dem Gestaltungsfreiraum auch über die nötigen Fähigkeiten besitzt. Einer Medizinstudentin im ersten Semester eine Blinddarm-Operation zu übertragen wäre verantwortungslos weil sie noch keinerlei Fähigkeiten verfügt wie eine Operation überhaupt zu erfolgen hat. Natürlich kann man Menschen auch durch die Übertragung von Verantwortlichkeiten dazu bringen, die Komfortzone etwas zu erweitern, aber nicht um so viel, dass sich die Person überfordert fühlen muss.
Vorbildwirkung
Wie jedes Verhalten das wir uns aneignen, entsteht Verantwortungsbewusstsein ebenfalls durch Vorbildwirkung. Wenn wir in einem Umfeld sozialisiert werden, in dem Verantwortungsbewusstsein vorgelebt wird, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass viele dieses Verhalten annehmen und es selbst ebenfalls leben. Als Führungskraft eine/n Mitarbeiter/in vor anderen und bloßzustellen, ist die Garantie dafür, dass sich diese Person nie wieder trauen wird Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. Ein etwaiges Fehlverhalten klären Sie als Führungskraft im persönlichen Gespräch aber niemals vor und mit anderen Personen – schon gar nicht vor Kunden. Es ist Teil Ihrer Aufgabe, sich als Puffer andere und Ihr Team zu stellen. Tipp: Je besser Sie ihre Vorbildwirkung für ihr Team wahrnehmen und allen die nötigen Gestaltungsfreiheiten geben, umso weniger oft müssen Sie diese unangenehme Pufferfunktion wahrnehmen.
Arbeitsteiligkeit
Seit dem Beginn der ersten Industrialisierung ist unsere Arbeit immer arbeitsteiliger geworden. Die Zeit, dass eine Person ein Produkt oder eine Dienstleistung zur Gänze aus eigener Hand erbracht hat, ist vorbei. Heute braucht es zig Spezialisten um selbst einfache Dinge zu bewerkstelligen. Im Idealfall sind diese dann aber auch besser und maßgeschneiderter als je zuvor. Allerdings funktioniert das nur, wenn die einzelnen Arbeitsschritte sich reibungslos aneinanderfügen. Dafür ist entsprechende Kommunikation erforderlich. Egal ob diese technisch unterstützt, ablauforganisatorisch unterstützt oder von Person zu Person erfolgt, es ist die häufigste Ursache warum etwas klappt oder nicht. Auch dafür braucht es das Verantwortungsbewusstsein, nicht nur die inhaltliche Arbeit korrekt abzuliefern sondern auch zu kommunizieren.
Tue Gutes und rede darüber ist in diesem Kontext ein pragmatischer Ansatz. Fast noch wichtiger ist allerdings, wenn etwas nicht wie geplant funktioniert. Sich darüber bewusst sein, dass das eigene Tun nur Teil einer langen Kette an Dingen ist, die danach noch passieren, ist die Basis für gelungen gelebtes Verantwortungsbewusstsein.
Ihnen eine einfach gute Woche,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht es einfach.