Einfach digital. Digital einfach.
Ich stelle mir gerade vor, wie Sie sich jetzt denken: nicht noch ein Newsletter über das Thema Digitalisierung. Laaangweilig. Ich verstehe Sie. Technisch sehr versierte LeserInnen finden sich sicher anderswo besser aufgehoben. Mein persönlicher Anspruch ist es, dieses Thema so aufzubereiten, dass es einfach verständlich und praktisch anwendbar ist.
Themenfokus
Jedes Thema bringt unzählige Aspekte mit sich, die wir alle für uns gerne sortieren und priorisieren. Das ist bei Digitalisierung nicht anders. Mein Fokus richtet sich auf folgende vier Bereiche: Handwerkszeug, Digitaler Büroalltag, Neue Geschäftsmodelle und Führungskultur. Warum gerade diese vier Themenfelder wichtig sind und wie sie zusammenhängen werde ich in meiner neuen Kolumne #einfachdigital für Sie erarbeiten. Die Grundprinzipien passen für das Ein-Personen-Unternehmen genauso wie für Klein- und Mittelbetriebe.
Themeneinstieg und Übersicht
Null und Eins
So einfach die binäre Welt aus Nullen und Einsen sich darstellt, so vielschichtig ist das Zusammenspiel aus Mensch und digitaler Technik. Computer verstehen nur Null oder Eins – ja oder nein. Mit dem menschlichen „vielleicht“ klappt es noch nicht so wirklich. Das ist ein Grund warum sich manche Menschen mit der digitalen Technologie schwer tun aber bei weitem nicht der Einzige.
Zurück in die Zukunft
Als ich vor zwanzig Jahren in die IT-Branche einstieg, betreute ich knapp 120 KollegInnen bei Ihren alltäglichen PC- und Softwareproblemen und wickelte nebenbei kleinere IT-Projekte ab. Das war Turnschuh-EDV vom Feinsten. Überraschender Weise hat sich an den PC- und Softwareproblemen von damals nicht viel geändert. Weiters überraschend ist, dass in der Personalauswahl zwar PC-Grundkenntnisse gefordert, diese aber selten wirklich überprüft oder im Rahmen von Personalentwicklung entsprechende Schulungen verordnet werden. Man kann es drehen und wenden wie man will: diese Fähigkeiten sind heute, unabhängig davon um welchen Job es geht, ebenso notwendig wie entsprechende Sprachkenntnisse, Lesen und Schreiben.
DigitalisierungsgewinnerInnen
Mittelfristig werden all jene zu den „DigitalisierungsgewinnerInnen“ gehören, die mit neuen Werkzeugen – dazu gehört die Bedienung von PCs, Smartphones und Tablets mitsamt der entsprechenden Standardsoftware – umgehen können oder es lernen wollen. Egal welche Branche man sich ansieht, eher früher als später werden digitale Helferlein zum Einsatz kommen und für die braucht es Menschen die sie bedienen und richtig einsetzen können.
Das Handwerk
Als ursprünglich gelernter Tischler kenne ich das Gefühl, wenn man mit seinen Händen etwas herstellt und Abends nach getaner Arbeit die Muskelanstrengung spürt. Inzwischen hat sich auch in diesem Handwerk der Einzug von computergestützten Fertigungsmaschinen längst vollzogen. Das Wissen um die Materialbearbeitung und ist aber deswegen längst nicht obsolet geworden. Ganz im Gegenteil. Es ergeben sich nun neue Möglichkeiten Materialien zu bearbeiten. Zuletzt hat sich mit der Elektrifizierung der Werkstätten ebenso vieles verändert. Und jene, die damals diese Entwicklung angenommen und sich damit auseinander gesetzt haben, profitieren heute noch davon.
Der digitale Büroalltag
Als haptischer Mensch bin ich kein kompromissloser Verfechter des papierlosen Büros. Allerdings bin ich bestrebt danach, möglichst wenig Papier zu verwenden. Das hat zwei Gründe. Erstens, aus Umweltschutzgründen. Die Unmengen an Papier die für Kopien und Kopien der Kopien verbraucht werden ist wirklich haarsträubend. Zweitens, die Effizienz und Genauigkeit. Das praktische an elektronisch erfassten Daten ist, dass sie ohne großen Aufwand und Ressourcenverbrauch beliebig oft, an den unterschiedlichsten Stellen, zeitgleich verfügbar sind. Bei einer Weiterverarbeitung können sie nicht unabsichtlich verändert werden. Die Zeiten, in denen Abteilung für Abteilung eine Kopie eines Dokuments für sich abheftete, um einen Bruchteil der enthaltenen Informationen nochmals händisch abzutippen, sind endgültig vorbei. Es gibt keine Notwendigkeit mehr dies zu tun.
Der versteckte Wandel
Was durch eine technisch verursachte Veränderung beginnt, zieht unmittelbar eine organisatorische Veränderung nach sich. Meiner Einschätzung nach, ist diese auch die weit größere Herausforderung der Digitalisierung wie sie derzeit stattfindet. Wenn Informationen technisch nur mehr einmal vorhanden sind aber von mehreren Personen genutzt werden können, stellt sich in klassischen Organisationen die Frage: wer darf diese Informationen sehen und/oder bearbeiten. Im Papierzeitalter war das etwas einfacher: die Person, die eine Information auf Papier physisch in Händen hielt, hatte darüber die Verfügungsgewalt. Zumindest bis zum Aufkommen der leistbaren Kopiergeräte. Und selbst dann, wurde noch immer zwischen dem Original under Kopie unterschieden. Diese Unterscheidung ist im digitalen Zeitalter so gut wie unmöglich geworden.
Der neue Rohstoff
Die zweite Komponente der Digitalisierung ist, dass nicht nur Informationen sondern schon die Rohdaten selbst einen Wert bekommen haben. Jüngstes Beispiel waren die Bewegungsdaten unserer Mobiltelefone vor und während der Ausgangsbeschränkungen in Folge der Pandemie. Man konnte anhand der sich dynamisch verändernden Aufenthaltsorte der Mobiltelefone, die ja inzwischen fast jeder bei sich hat, feststellen, wann sich wo wieviele Menschen aufgehalten haben. Wusste man von einer positiv getesteten Person, dass sie in einem dieser Bewegungsströme unterwegs war, konnte man daraus ableiten, wie hoch die potenzielle Anzahl infizierter Personen sein könnte.
Ein anderes Beispiel sind Navigationssysteme. Stauwarnungen lassen sich nach genau dem gleichen Muster ableiten, wenn man weiß, wieviele Autos sich zeitgleich in einem Straßenzug mit geringer Geschwindigkeit vorwärts bewegen.
Neue Geschäftsmodelle
Mit diesen gesammelten Daten, lassen sich ganz neue Geschäftsmodelle entwickeln. Digitale Navigation kostet uns EndbenutzerInnen heute deswegen nichts mehr, weil durch die von uns produzierten Daten andere Services ermöglicht und oftmals kostenpflichtig angeboten werden. Manchmal sogar uns selbst. Diese Entwicklung ist bei vielen Unternehmen noch nicht angekommen oder verstanden worden. Der klassische Online-Shop ist nur ein digitales Abbild eines bisherigen physischen Geschäfts und oftmals der Einstieg in das Thema Digitalisierung.
Zusammenfassung
Mit diesem Themeneinstieg biete Ihnen meine Sicht auf die wichtigsten Zusammenhänge der Digitalisierung. Ein Startpunkt, um das Thema in Ihrem unmittelbaren Umfeld greifbarer zu machen und weiter voran zu treiben. Das Thema aussitzen wird diesmal nicht funktionieren. Besser wir gestalten alle gemeinsam mit.
Bis zum nächsten Mal,
Alexander M. Schmid
Der Vereinfacher
Macht Digitales einfach.